Rezension

Hat mich gut unterhalten

Himmel oder Hölle? -

Himmel oder Hölle?
von Mel Wallis De Vries

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17-jährige Danielle fährt mit ihren Freundinnen Madelief, Loulou und Robin in den Winterurlaub. Hier lernt sie den 21-jährigen Dante kennen. Wie sie lebt er in Amsterdam und dort läuft sie ihm nach dem Urlaub wieder über den Weg. Wie magisch fühlt Dany sich zu ihm hingezogen. Doch kann sie ihm vertrauen?

Den Aufbau des Buches „Himmel oder Hölle?“ von Mel Wallis de Vries finde ich sehr gelungen. Eine Handlungsebene spielt am Tag 0, die zweite beginnt 17 Tage zuvor und steuert unaufhaltsam auf Tag 0 zu. Durch dieses Stilmittel weiß ich als Leserin mehr als die Buchfiguren. Doch auch ich weiß nicht alles, denn ich erfahre nicht, wem ich am Tag 0 begegne.

Die Autorin entwirft in ihrem Buch Figuren, die in mir Unbehagen auslösen. Da ist die Teenagerin Danielle. Sie ist sehr unsicher, behaftet mit vielen Komplexen, ohne Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein. Zudem verfügt sie nicht über die unter heutigen Teenagerinnen angesagte Size-Zero-Figur. Ihre Unsicherheiten werden noch gefördert durch ihre Freundinnen Loulou und Robin. Beide sind pubertierende Zicken, die sich für besser als den Rest der Welt und für das Maß aller Dinge halten. Sie werten Dany regelmäßig ab, indem sie ihr Verhalten kritisieren, ihr klar machen, dass Jungs sich nicht für Mädchen wie Danielle interessieren und sich zudem immer wieder lustig über ihre Freundin machen. Lediglich Madelief, die Vierte im Bunde, ist anders. Sie ist gegenüber Dany eine richtige Freundin, unterstützt und verteidigt sie.

Doch auch die männlichen Hauptfiguren sind eher problematisch. Da ist Danys Exfreund Stan, der nicht loslassen kann und ihr ständig schreibt bzw. über den Weg läuft. Und Dante ist eine sehr sprunghafte, dominante, sich entziehende Person, die als große Liebe für ein junges, unsicheres Mädchen nicht sehr geeignet scheint.

„Himmel oder Hölle?“ ist ein Jugendkrimi. Und gerade dadurch, dass die Autorin uns so viele Figuren liefert, die mir als Leserin unsympathisch sind, kann ich sehr gut miträtseln, wer der Täter ist. Da das Buch mit Tag 0 beginnt, bin ich zudem sehr neugierig darauf, welche Ereignisse zu diesem Punkt führen. Die Geschichte habe ich teilweise als Sozialstudie und zum Teil als psychologischer Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen empfunden. Das hat mich zum Nachdenken über die Denk- und Verhaltensmuster der Figuren angeregt. Wieso wehrt Dany sich nicht gegen ihre sie abwertenden Freundinnen? Warum setzt sie Stan nicht deutliche Grenzen? Und wie passt der dominante Dante in dieses Geschehen? Das hat mir gut gefallen.

Die Auflösung habe ich als überraschend und sehr spannend empfunden. Ich hatte beim Lesen des Showdowns eine Gänsehaut und fand die Situation sehr gruselig.

Leider bleibt jedoch auch manches nur angerissen und nicht ausreichend erklärt bzw. aufgelöst. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass die Autorin sich viele Gedanken gemacht, uns diese jedoch nicht mitgeteilt hat. Dadurch entstehen Lücken, die Fragen aufwerfen und mich mit einem Gefühl von Unzufriedenheit zurück lassen.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten. Ich habe es gerne gelesen. Allerdings bin ich nicht rundum zufrieden mit dem Buch.