Rezension

Nichts ist für ewig

Der leuchtend blaue Faden - Anne Tyler

Der leuchtend blaue Faden
von Anne Tyler

Bewertet mit 3 Sternen

„ Da fragt man sich, warum wir uns die Mühe machen, mehr und immer mehr anzuhäufen, wenn wir von frühester Kindheit an wissen, wie alles endet.“ (Seite 276)

Anne Tyler erzählt in ihrem Roman die Geschichte einer Familie, die meint, etwas Besonderes zu sein. Da sind die Eltern Abby und Red, die mit ihren vier Kindern in dem Haus leben, das einst Reds Vater in dem Wissen gebaut hat, dass es eines Tages ihm gehört. Wir Leser erfahren, wie er es sich „unter den Nagel gerissen“ hat. Wir erfahren aber auch von den Eigenheiten der Kinder, vor allem vom Sorgenkind Denny, der am Ende des Buches Anzeichen vom Erwachsenwerden an den Tag legt. Sehr mitfühlend beschreibt die Autorin, wie die Eltern alt werden, aber auch, wie sie sich kennen und lieben lernten.

Die einzelnen Episoden des Romans geben tiefe Einblicke ins Familienleben, sprechen die unterschiedlichsten Emotionen an und lassen sich sehr gut lesen. Trotzdem kann ich mich der allgemeinen Begeisterung nicht anschließen. Zu lange fühlte ich mich wie im offenen Wasser treibend, ohne zu wissen, wo ich wohl ankommen könnte. Mir fehlte der sprichwörtliche „rote Faden“; die Erzählung machte für mich zwischen den unterschiedlichen Abschnitten zu große Sprünge. Der Titel passt zwar sehr gut, wird aber erst zum Ende des Buches hin verständlich. Eines kann ich allerdings nicht leugnen: Die Autorin erzählt so, dass man sich mit den beschriebenen Personen sehr gut identifizieren kann.