Rezension

Nichts ist vergessen

Bestrafung - Volker Dützer

Bestrafung
von Volker Dützer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum geht’s?

Während ihrer Schulzeit wurde Shadi Seeger von mehreren Mitschülern vergewaltigt, ohne das diese jemals für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen wurden. Nachdem die Ermittlungen eingestellt wurden, verzog Shadi mit ihrer Familie und mied ihre Heimatstadt seit dem. Fünfzehn Jahre später erreicht sie der verzweifelte Anruf ihrer Freundin Gudrun, die sie um Hilfe bittet. Victor Kronberg, damals einer der Mittäter und mittlerweile Gudruns Vorgesetzter, scheint schon wieder mit einer Vergewaltigung davon zu kommen. Als Shadi ihre alte Heimat erreicht, ist es für Gudrun schon zu spät, denn sie hat den Sturz vom Dach eines Parkhauses nicht überlebt. Weder sie noch Gudruns Anwalt Dirk Lieven glauben an einen Suizid und setzten fortan alles daran, die Täter zur Strecke zu bringen – Jeder auf seine eigene Art.

 

Meine Meinung

Eine spannende Kriminalgeschichte ohne Längen zu finden, kann mitunter ganz schön schwierig werden. Bestrafung ist jedoch genau das: Spannend, mit gut durchdachten und logisch zusammengeführten Handlungssträngen und Protagonisten, die keine Langeweile aufkommen lassen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht es dem Leser leicht, das Buch in einem Stück zu verschlingen.

Dirk Lieven als Anwalt wirkte auf mich zu Anfang ein wenig so, als sei er tatsächlich zu wenig wehrhaft, um im Justizapparat bestehen zu können. Er besitzt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hat es geschafft, seine nicht ganz einfache Vergangenheit zu überwinden. Auf der Suche nach Gudruns Mörder muss er lernen, dass man in einem Sumpf aus Korruption, wie ihn Kronberg geschaffen hat nicht immer nur mit Korrektheit weiter kommt. Je mehr er von seiner anfänglichen Steifheit abgelegt hat, desto sympathischer fand ich ihn. Seine Faszination für Shadi ist irgendwo wahrscheinlich nicht wirklich professionell und lässt ihn teilweise blind für eigentlich offensichtliche Fallen werden, was er zum Schluss auch noch mal deutlich zu spüren bekommt.

Shadi wird vor allem von ihrem Wunsch nach Rache angetrieben und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen. Dass sie die Morde nicht selber verübt, hat mich zunächst ein wenig verwundert. Da dieser Handlungsstrang die Spannung aber noch mal signifikant erhöht, ergibt das also durchaus Sinn. Interessant ist an Shadi ansonsten vor allem, dass sie ihre Wut und all ihre Anspannung in bildhauerische Werke einfließen lässt und sich so oftmals abreagiert. Kunst spielt auch bei den Morden eine Rolle und stellt außerdem eine – wenn auch zu Anfang nicht besonders starke – Verbindung zwischen Shadi und Dirk her.

Ich sehe die beiden zwar ehrlich gesagt nicht als Paar, aber da das Ende theoretisch noch Spielraum für eine Fortsetzung lässt, sehe ich darüber mal hinweg.

 

Fazit

Mit Bestrafung hat Volker Dützer einen temporeichen und spannenden Krimi rund um zwei sehr außergewöhnliche Protagonisten geschaffen. Die Handlung ist gut strukturiert und lässt bis zum Schluss keine Langeweile aufkommen, was mir sehr gut gefallen hat. Wer sich von offensichtlichen Missständen im Justizsystem und einem groß angelegten Netzwerk aus Erpressungen und Korruption nicht abschrecken lässt, der wird mit Sicherheit große Freude an diesem Buch haben und es bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen wollen.

Dafür gibt es viereinhalb Bücherstapel von mir