Rezension

Noch nie war ich von einem Buch von L.H. Cosway so enttäuscht

Dreams of Yesterday - L. H. Cosway

Dreams of Yesterday
von L. H. Cosway

Bewertet mit 2 Sternen

Noch nie war ich von einem Buch von L.H. Cosway so enttäuscht

 

L.H. Cosways frühere Hearts-Reihe sowie die Irish-Players-Serie habe ich wirklich gerne gelesen und mich entsprechend auf das Cracks-Duett gefreut. Selten zuvor war ich so enttäuscht von einem Buch und seiner Autorin.

 

Das mag auch daran liegen, dass ich aus dem - aus meiner Sicht irreführenden - Klappentext des Buches etwas anderes herausgelesen habe, als es sich tatsächlich darstellt. Das muss man eher dem Verlag als der Autorin anlasten, fließt aber leider in meine Bewertung ein. Zudem ist der Preis für ein Buch dieser Länge, bei dem es sich noch dazu um einen Mehrteiler handelt, deutlich überzogen.

 

Evelyn und Dylan lernen sich an der gemeinsamen Schule kennen, aber erst als Dylan vor dem Angriff einer Jugendgang flieht und vor ihrer Türe steht, vertiefen sie ihre Bekanntschaft. Sie verlieben sich, schmieden gemeinsam Zukunftspläne. Dylans großer Traum ist ein eigenes Unternehmen New York, weit weg von der Armut in ihrem Dubliner Elendsviertel. Evelyn hingegen hängt an ihrer Familie und würde eher Dylan zuliebe mitgehen. Als es zu einer Tragödie kommt, müssen sich beide für ihren weiteren Weg entscheiden - gemeinsam oder getrennt.

 

Ihr seht schon, dass ich nicht von dem in der Beschreibung angeführten „Unfall“ spreche, denn das ist es ganz sicher nicht. Was jedoch damit in Zusammenhang steht: wie bringt eine Autorin so starke Gefühle wie Trauer, Leid und Unglück so überzeugend und mitfühlend rüber, dass es der wohl jungen Zielgruppe etwas vermittelt? Und da scheitert die Autorin ganz gewaltig. Ebenso wie bei vielen anderen Problematiken, die viel zu überfrachtet hier kurz angerissen, aber nicht genügend vertieft werden. Hätte sich Cosway auf einige wenige Themen konzentriert und diese sorgfältig ausgearbeitet, könnten Leser*innen sicher etwas daraus mitnehmen.

 

Besonders hat mich gestört, dass sie den ersten Sex ohne Verhütung erleben lässt. Jahrelang habe ich meinen eigenen Kindern gepredigt, nie, wirklich niemals, auf Kondome zu verzichten. Damit mir eine Autorin dazwischen grätscht? Ein Unding.

 

Mit Evelyn als auch Dylan konnte ich nicht warm werden. Zeigt er sich anfangs smart und verständig, fand ich ihn zunehmend oberflächlich und geldgierig. Natürlich kann ich verstehen, wenn jemand seiner schäbigen Herkunft entfliehen will, aber Cosway hat das nicht sonderlich sympathisch geschildert. Evelyn hingegen ist zwar durchaus gefühlvoll und emphatisch, aber gegen Dylan einfach zu naiv und unreif. Die Nebendarsteller fand ich deutlich besser ausgearbeitet und überzeugend, besonders den homosexuellen Sam, den ich witzig und klug fand.

 

Zwar überzeugt die Story mit einem flüssigen und leicht - manchmal zu leicht - zu lesenden Stil. Unter Brillanz oder Poesie, wie im Klappentext beworben, stelle ich mir etwas ganz anderes vor.

 

Ich habe eine Weile mit mir gehadert, ob ich wirklich nur zwei Sterne vergeben will. Selbst wenn ich von dem ersten Teil eines Buches nicht zu 100 Prozent überzeugt bin, kann ich es normalerweise kaum abwarten, bis die Fortsetzung erscheint. Den zweiten Teil des Crack-Duetts werde ich ganz sicher nicht lesen.