Rezension

Nur etwas für eingefleischte Romantasy-Fans

Dark Kiss - Michelle Rowen

Dark Kiss
von Michelle Rowen

Bewertet mit 1.5 Sternen

Samantha ist immer davon ausgegangen, dass sie ein ganz gewöhnliches Mädchen ist. In letzter Zeit machte ihr die Scheidung ihrer Eltern zu schaffen, für einen Moment ist sie dabei auf die schiefe Bahn geraten. Seither hatte sich Sam vorgenommen, von nun an vorsichtig und unauffällig zu sein. Keine Verfehlungen mehr. Allerdings macht ihr süßer Nachbar Stephen ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Sam hätte nie gedacht, dass ein einziger Kuss alles verändern kann und doch ist sie nicht mehr dieselbe, wie zuvor. Denn Sam ist nun eine "Gray"...

Meine Meinung
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"Dark Kiss" beginnt mit einer unscheinbaren und unauffälligen Protagonistin, die für einen "heißen Typen" schwärmt. Ihrer Meinung nach kann sie ihm natürlich nicht das Wasser reichen und doch, scheint er sich für sie zu interessieren. Nur um sie nach einem Kuss, wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen und here we go, the journey begins...

Am Anfang fand ich es ganz amüsant, dass Sam nach dem Kuss einen absoluten Heißhunger verspürt und sich pausenlos mit Essen vollstopft. Sie wundert sich ein wenig, nimmt es aber mit Humor. Auch scheint sie eine neu entdeckte Anziehungskraft auf Jungs ihres Alters entwickelt zu haben. Ihr ist lange Zeit nicht klar weshalb, dem Leser schon eher, denn alles hat mit diesem einen Kuss zu tun. War ich zu Beginn noch interessiert, ging die Geschichte leider stetig den Bach herunter, als Sam dem Engel Bishop begegnet. 

Von nun an gilt eine goldene Regel: Alle aufkommenden Fragen in Dark Kiss lassen sich mit einer einzigen Antwort lösen, nämlich:

..., weil "du etwas Besonderes bist." (vgl. zum Beispiel S. 17, 79, 85, 117, 123, 141, 193, 194, 229, dabei habe ich "du bist anders" schon nicht mitgezählt.) 

Ja, ich habe es ja verstanden! Samantha ist etwas GANZ Besonderes. Also, vorgegeben ist, dass Sam eine "Gray" ist. Das bedeutet, ihr wurde durch einen Kuss die Seele gestohlen. Danach verspürt sie einen unstillbaren Hunger, so lange, bis sie selbst wieder jemanden küsst und diesem seine Seele stielt. Aber Sam kann als Einzige ihren Hunger kontrollieren und bleibt im Grunde, wer sie ist. DAS finden alle um sie herum total besonders.

Die Erklärung, die man nach gut 200 Seiten geboten bekommt, ist ein typisches Cliché. Ich will an dieser Stelle nicht viel verraten, die Lösung ist so offensichtlich, dass es mich fast schon wieder überrascht hat. Fast. Hinzu kommt noch, dass ich mit Sam selbst einfach nicht warm wurde. Sie erzählt in diesem typischen "Ich-bin-ein-Teenager-und-jeder-soll-es-merken-Stil" á la House of Night und Flames'n'Roses. Wobei sie deutlich weniger Schimpfwörter verwendet. Im Grunde dreht sich immer alles um sie selbst, ihre sympathische beste Freundin Carly hat mir mit der Zeit richtig leidgetan. Sam hinterfragt gerne alles, das andere zu ihr sagen. An sich ist das ja schön und gut, nur leider macht sie das meistens ziemlich patzig. Ganz nach dem Motto frecher Teenager, dabei sollte sie mit 17 Jahren eigentlich schon ein Stückchen reifer sein.

An sich ist immerhin Bishop ein interessanter Charakter. Eigentlich sollte er vom Himmel in die Stadt geschickt werden, um die Quelle der sich ausbreitenden Grays zu finden. Dabei ging allerdings etwas schief, denn er kann sich nur schwer an seine Aufgabe erinnern. Erst als ihm Sam begegnet, fühlt er sich wieder mehr, wie er selbst. Im Grunde dreht sich das gesamte Buch darum, dass Sam und Bishop Engel aufsammeln und dabei eigene Ziele verfolgen. Bishop will seine Mission erfüllen, Sam will herausfinden, was an ihr nun "Besonderes" ist und wie sie ihre Seele wiederbekommen kann. Am Ende läuft es auf den typischen Gut gegen Böse Kampf hinaus und natürlich kommen sich die beiden dabei näher.

Wenn Bishop allerdings alle fünf Seiten sagt "weil du besonders bist, weil du anders bist", ohne Erklärungen zu liefern, konnte ich ihn einfach nicht ernst nehmen. Wie eine Puppe sagt er immer wieder sein Sätzchen auf und erzählt auch allen gestrandeten Engeln, die noch bei der Mission helfen sollen, immer das gleiche. "Ja hallo, ich weiß du bist verwirrt und hast keine Ahnung, warum du hier bist, aber kann ich bitte zuerst einmal deinen Rücken sehen?" (den Rücken will er übrigens wegen den Flügeln als Beweis sehen). Wiederholung über Wiederholung.

Das führte für mich zum größten Manko des Buches, die Charaktere sind leider furchtbar eindimensional. Sam präsentiert sich viel zu oberflächlich, sei es über ihre Sprache oder ihr Verhalten. Als sie beispielsweise eine schockierende Nachricht von ihrer Mutter erhält, ist es zehn Seiten später wieder vergessen. Bishop dagegen ist nur mit seiner Mission beschäftigt und will unbedingt wieder in den Himmel zurück. Weshalb fühlen sich die beiden so voneinander angezogen? Weil er heiß und sie etwas Besonderes ist, kann doch nicht alles sein? So sieht für mich leider keine überzeugende Liebesgeschichte aus. Und alles in allem leider auch kein überzeugendes Buch.

Fazit
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Leider muss ich sagen, dass mir "Dark Kiss" gar nicht gefallen hat. Es beginnt schon mit Hauptfigur Sam, die oft patzig und schwer zugänglich ist. Die Tatsache, dass sie kein Stück über den Tellerrand hinausdenkt, macht die Sache leider nicht einfacher. Ihr Loveinterest Bishop ist an sich interessant, aber leider nur eine Nebenfigur auf einer völlig Sam-bezogenen Bühne. Zwischendurch hätte ich das Buch an die Wand klatschen können, hätte ich noch einmal "weil du etwas Besonderes bist" gelesen. Nur weil man die Worte schreibt, heißt es noch lange nicht, dass dadurch aus der Hauptfigur und dem Buch wirklich etwas Besonderes wird. Im Gegenteil, die gewöhnliche Hauptfigur, bedeutungslose Nebenfiguren und ein allen Standards folgender Plot lassen mich zu dieser Wertung kommen: