Rezension

Privatdetektiv zu sein im München 2066 ist nicht leicht

Von Möpsen und Rosinen - Miriam Pharo

Von Möpsen und Rosinen
von Miriam Pharo

Der Sammelband der ersten Isar 2066-Staffel schickt den Leser in eine nicht zu weit entfernte Zukunft, in der auf dem Gebiet Münchens der Beruf des Privatdetektivs noch nicht ausgestorben ist und der bestangezogendste von ihnen umgeben von Möpsen und Rosinen skurrile Fälle übernimmt.

Inhalt:

Lucio Verdict ist nach München gekommen, um mit seinem jungen Ziehsohn Shou neu anzufangen. Als ehemaliger Spion scheint der Job des Privatdetektivs ideal für den Neubeginn. Und bevor er sich versieht ist er mitten drin in Intrigen, Verbrechen, Schickimicki und den auch in der Zukunft vorhandenen Münchener Eigenheiten, die wir so lieben.

Setting und Stil:
Am Flusslauf der Isar in Münchens Umgebung wurden sieben Biosphären für die immer älter werdende Bevölkerung errichtet. Die Jüngeren lebten um sie herum oder direkt in der Stadt. So ist es gelungen, die Eigenheiten Münchens und ihrer Bewohner zu bewahren und die futuristische Technik ist eher ein begleitender Randeffekt, der von Miriam Pharo allerdings perfekt in die Handlung eingebaut wird. Region und Menschen werden authentisch beschrieben, wobei man sich  in den sporadisch auftauchenden bayrischen Dialekt hineinlesen muss.
Die Aufgaben des Privatdetektivs sind altbekannt, werden aber durch das futuristische Umfeld zu einem frischen Leseerlebnis.
Miriam Pharo gelingt es den Leser mit den fünf kurzen Fällen für Lucio Verdict in ihren Bann zu ziehen. Sie versteht es, Dinge auf den Punkt bringen, Futuristisches verständlich zu vermitteln und nie die humorvolle Seite der Handlung zu vergessen. Die in sich abgeschlossenen Geschichten werden durch gleiche Handlungsorte und Personen miteinander verwoben und so kriegt man mit jedem weiteren Teil mehr Einblick in Lucios Welt. Aufgrund der vielen Details bietet es sich an, sich durchaus mehrmals durch Isar 2066 treiben zu lassen, um immer wieder neue Zusammenhänge und Feinheiten zu entdecken.

Charaktere:
Man muss ihn einfach lieben, den frischgebackenen Privatdetektiv Lucio Verdict, dem kein Fall zu schwierig, keine Herausforderung zu gefährlich und jeder persönlicher Angriff ihm Höchstleistungen entlockt. Gutaussehend, intelligent, stilbewusst und immer im Mittelpunkt der Ereignisse, ob er will oder nicht. Die ideale Identifikationsfigur, der man sich nicht entziehen kann.
Dann gibt es noch den titelgebenden Mops namens Jimmy. Eine eher zwielichtige Gestalt und Dauerauftraggeber Lucios.
Und schließlich noch die Rosine in Form von Inspector Brügell. Manchmal erweist sie sich tatsächlich als hilfreich und nicht nur als hinderliches Element der Staatsgewalt.
Nicht vergessen sollte man die Wirtin des Himmi Herrgotts Sakra, Alex, den sowas bekommt einem meist nicht besonders.
Und dann gibt es noch die vielen anderen Menschen, die Lucio beim Ermitteln über den Weg laufen und die sich alle mit sehr unterhaltsamen Eigenheiten, Marotten und Herausforderungen ihren eigenen Platz in der Handlung erkämpfen.

Geschichte:
Über die Geschichten will ich eigentlich gar nicht so viel erzählen. Größtenteils wurde ich von Verlauf, Charakteren und Orten überrascht und man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass das Privatdetektivleben in der Zukunft durchaus abwechslungsreich verlaufen kann. Die Fälle sind mal mehr, mal weniger miteinander verknüpft und so ergibt sich ein schöner Rahmen für die erste Staffel der Serie.

Fazit:
Miriam Pharo ist ein stimmiger Blick aufs zukünftige München und Umgebung gelungen. Heutige Trends wurden weiter gesponnen, ohne dass die Münchener ihre Eigenheiten verloren. Die futuristischen Elemente sind nicht nur Beiwerk, sondern wurden geschickt in die jeweiligen abwechslungsreichen Handlungen mit eingebaut. Diese Einheit, zusammen mit der erzählerischen Klasse, macht Isar 2066 zu einem erstklassigen Leseerlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Durch die Verwurzelung in unserer Zeit kann ich das Buch nicht nur Science Fiction Fans ans Herz legen, sondern auch jedem, der gerne spannende und unterhaltsame Privatdetektivgeschichten liest. Es gibt Neues zu entdecken und auf dieses Abenteuer sollten sich so viele wie möglich einlassen, um meine Begeisterung teilen zu können und mit mir einen Trouble in the Bubble im Himmi Herrgott Sakra zu heben.