Rezension

Raue Sitten im alten Edinburgh

Die Tinktur des Todes - Ambrose Parry

Die Tinktur des Todes
von Ambrose Parry

Bewertet mit 5 Sternen

Im Jahre 1847 erschüttert eine brutale Mordserie an jungen Frauen die Stadt Edinburgh. Alle Opfer scheinen auf dieselbe Weise gestorben zu sein: grausam, blutig und brutal. Der Medizinstudent Will Raven stößt eher zufällig auf eines der Opfer, eine Prostituierte, deren Tod die Polizei offenbar nicht weiter interessiert. Aber Will lässt nicht locker und ermittelt auf eigene Faust. Unerwartete Hilfe erhält er dabei von Sarah Fischer, dem Hausmädchen von Dr. James Young Simpson - dem Arzt, bei dem Will seine Ausbildung beginnt. Will und Sara sind sich von Anfang an in herzlicher Abneigung verbunden :-)

Geschrieben wurde dieser Roman von Ambrose Parry, dem Pseudonym des Ehepaares Chris Brookmyre und Marisa Haetzman. Chris Brookmyre  ist ein erfolgreicher  Krimiautor, seine Frau, Dr. Maris Haetzman ist Anästhesistin und Medizinhistorikerin. Die Tinktur des Todes ist der Beginn einer neuen Reihe, kriminalistisches mit medizinischem Wissen in der viktorianischen Zeit verbindet.

James Young Simpson

Dr. James Young Simpson, einer der Protagonisten in dieser Geschichte, hat es auch in der realen Welt gegeben. Auf heute recht abenteuerlich anmutende Weise brachte er Chloroform als Narkosemittel zu seinem weltweiten Einsatz als Narkosemittel. Auch in der vorliegenden Geschichte spielt diese Art der Narkose eine zentrale Rolle. Dr. Simpson ist, im Roman wie im wahren Leben, Gynäkologie und Ausbilder.

Will Raven

Will Raven ist Medizinstudent, der bei Dr. Simpson seine praktische Ausbildung beginnen wird und schon vorab in eine äußerst brutale Mordserie hineingezogen wird. Raven spielt zu Anfang nicht mit offenen Karten. Zum einen ist er nicht der, der er behauptet zu sein, aber er ist voller ehrenhafter Motive und will seinen Patienten das Leben erleichtern.Zum anderen hat er die tote Prostituierte, die die Ermittlung in Gang setzt, nicht ganz so zufällige gefunden, wie er behauptet.

Sarah Fisher

Sarah Fisher, das Dienstmädchen im Hause Simpson, hat mir eigentlich am besten von allen Figuren gefallen. Sie ist in alle den Klischees und Vorurteilen ihrer Zeit gefangen und weiß, dass sie es eigentlich nie weiter als bis zum Dienstmädchen bringen kann. Ihr Arbeitgeber, Dr. Simpson, erkennt sowohl ihre Intelligenz als ihre Fähigkeiten im Umgang mit Arzneimitteln und fördert sie soweit das irgendwie möglich ist.

Medizinische Möglichkeiten

Während das Verbrechen allmählich aufgeklärt wird und Mörder immer mehr seiner gerechten Strafe entgegensieht, lerne ich sehr viel über die viktorianische Zeit und vor allem über die medizinischen Möglichkeiten in dieser Zeit. Ich bin auf jeden sehr, sehr dankbar dafür, dass ich ein paar hundert Jahre später geboren wurde und die Medizin, gerade in der Geburtshilfe, solche Fortschritte gemacht hat.

Barbarische Behandlungen

Eindringlich, und dadurch auch sehr anschaulich, wird in sehr vielen blutigen Einzelheiten nicht nur jeder Mord geschildert. Auch viele Krankheiten und Beschwerden der Patientinnen von Dr. Simpson werden vorgestellt. Mit teils, jedenfalls aus heutiger Sicht, barbarischen, blutigen, brutalen und wahnsinnig schmerzhaften Methoden wurden diese kranken Frauen behandelt. Trotzdem ging es ihnen oft immer noch besser als denen, die sich eine Behandlung gar nicht leisten konnten.

Mein Fazit:

Die Tinktur des Todes von Ambrose Parry ist nicht nur ein wirklich spannender historischer Kriminalroman, sondern auch einer äußerst spannende Geschichtsstunde in Sachen Gynäkologie. Ich für meinen Teil bin froh nicht in der Zeit damals gelebt und meine Kinder bekommen zu haben. Ich bin schon ganz gespannt, um was es im zweiten Band der Reihe gehen wird.