Rundum perfekt, spannende Handlung, lebendig und bildhaft erzählt.
Bewertet mit 5 Sternen
Der historische Roman beginnt 1368 mit einem Prolog, als ein Junge von seiner nächtlichen Tour nach Haus kommt und sein Elternhaus in Flammen steht. Er verliert seine gesamte Familie bei diesem Unglück. Am schlimmsten trifft ihn der Verlust seiner kleinen Schwester Hanneke. Warum auch sie?
1374: Aleke lebt in einem Konvent. Sie ist ein uneheliches Kind und hat dort mit der Mutter unterkommen können. Der Vater, Herr van den Broke, ist ein angesehener Mann in Braunschweig und hat noch einen ehelichen Sohn. Mit einem Anliegen taucht dieser bei Aleke auf und bittet sie um Hilfe. Er, der das Spital mit Spenden unterstützt, braucht Aleke. Dass er sich nie öffentlich zu seiner unehelichen Tochter bekannte, kann man der damaligen Zeit zuschreiben. Es ist ja aus der Zeit bekannt, dass die männlichen Herren der oberen Schicht sich außerehelich vergnügten und dann saßen sie da, die geschändeten Frauen.
Aleke gehört zu den Frauen, die sich in der Heilkunde auskannten. Sicher auch zu der Zeit eine Gratwanderung, denn leicht konnte man in den schlechten Ruf einer Hexe kommen. Sie soll nun alles versuchen, dass Kersten sich an jene verfluchte Nacht erinnert, weshalb er wegen Mordes im Kerker saß. Sie hatten keine Geheimsamkeiten, und doch stellt man fest, wie wankelmütig das Schicksal sein kann. Der historische Hintergrund führt zu dem reichen Ritterorden der Templer (deren Geschichte mich immer wieder aufs neue fasziniert!), dann der Aufstand der Gilden gegen die Patrizier in Braunschweig 1374. Wer die Geschichte von der Autorin Christiane Lind richtig liest, spürt den Unmut, Groll, das Leben der einzelnen Protagonisten. Eine bedrohliche Atmosphäre liegt über der Stadt Braunschweig.
Die Charaktere sind sympathisch und unsympathisch in ihrer Darstellung, doch allemal authentisch. Aleke ist eine bezaubernde und sympathische Protagonistin, so stark und doch verletzlich. Nun kommt sie in Konflikt, als sie Righert kennenlernt und sich beide verlieben. Und der hat nur eins im Sinn: Rache für den Verlust seiner Familie.
Zitat Anfang Prolog:
„Mit großen Schritten eilte der Junge durch die einsamen Gassen der Stadt. Immer wieder blieb er stehen, um in die Nacht zu lauschen, ob ihm jemand folgte. Nur der Schein des Vollmonds warf ein fahles Licht auf das schmutzige Pflaster.“
Ich möchte nicht zu viel verraten aus der gesamten Handlung. Die Autorin bringt durch ihre lebendige Sprache den Leser in ein Jahrhundert, nach Braunschweig, so dass man sich die mittelalterliche Stadt mit ihren Menschen gut vorstellen kann.
Bereits am Anfang finden sich die Personen aufgelistet im „Dramatis Personae“. Am Ende ist ein Glossar sowie die historischen Hintergründe aufgelistet. Wer noch mehr lesen möchte, findet eine breite Auswahl in den ebenfalls aufgeführten Literaturhinweisen. Die Danksagung muss ich nicht extra erwähnen – oder doch?
„Gut gebrüllt (Löwe) Christiane!“ Und das meine ich im positiven Sinn!
Fazit:
„Die Heilerin und der Feuertod“ ist eine weitere Bereicherung im Genre Historische Romane. Rundum perfekt, spannende Handlung, lebendig und bildhaft erzählt.
Kann man auf eine weitere Geschichte um Aleke hoffen? Magdeburg ruft – oder auch nicht, wer weiß das schon. Der Weg ist lang.