Rezension

Rundum tolles Kinderbuch (auch für mit-/vorlesende Erwachsene)

Faye Fox 1. Eine Prise Wunder hilft bei jedem Fluch -

Faye Fox 1. Eine Prise Wunder hilft bei jedem Fluch
von Andy Sagar

Bewertet mit 5 Sternen

„Faye Fox. Eine Prise Wunder hilft bei jedem Fluch“ ist ideal für Kinder, denen Harry Potter noch ein bisschen zu unheimlich und herausfordernd zu lesen ist. Tatsächlich hat es sogar einige Ähnlichkeiten. Eine Waise mit magischen Fähigkeiten, bewegliche Bilder und Schutzzauber.

Die größte Ähnlichkeit aber: Die Geschichte ist sowohl für Kinder, als auch für vor- und mitlesende Erwachsene ein Riesenspaß – das Geheimnis jedes guten Kinderbuches. Mich hat es begeistert! Vom leuchtend grellpinken Cover sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Geschichte ist zum Niederknien süß, umschifft aber gekonnt das allzu Zuckrige.

„Meine Seele ist nicht zu verkaufen“, sagte sie knapp. „Kein Problem, kein Problem“, sagte Mr. Schofelsack. „Die Seele ist heutzutage ohnehin eine schwache Währung. Niemand kauft, alle verkaufen.“ (S. 146)

Gespannt folgt man der kleinen Faye Fox, wie sie aus dem Käfig eines Zirkus flüchtet und in einem Teeladen auf Flamingobeinen strandet. Man liest vergnügt von ihrer Ausbildung zur Hexe bei der wunderbaren Miss Butterling, von Wunschfruchttörtchen, Feierlikörmuffins und den wildesten Teezaubern. Man jagt einem umherwandernden Koboldmarkt hinterher und stellt sich dem fiesen Mr. Gram entgegen. Man ist dabei, wenn Faye Fox, die sich schrecklich für ihre seltsamen Fuchsohren schämt, ganz und gar über sich selbst hinauswächst.

An einigen Stellen lassen sich – neben kleinen Anleihen von Harry Potter – bekannte Motive entdecken. Der Golem Zitterblatt erinnert an den Blechmann aus „Oz“, der laufende Teeladen an Diana Wynne Jones‘ „Das wandelnde Schloss“ .

Gleichwohl sprüht dieses märchenhaft-abenteuerliche Buch nur so vor Kreativität. Man mag kaum glauben, dass es von einem Juristen geschrieben wurde. Es punktet mit zahlreichen liebevollen Details und geistreichem Witz. Herrlich, eine Totenwelt, die Lebenden den Zutritt verwehrt, mit Ausnahme von Zahnärzten – wegen Fachkräftemangels.

Fazit: Ein bisschen „Alice im Wunderland“, ein Schuss „Zauberer von Oz“, eine Prise „Harry Potter“ – Andy Sagar spielt mit bekannten Märchen-/Fantasyelementen und erschafft doch eine einzigartige Welt, in der es so spannend, bunt und lustig zugeht, dass man sie nicht mehr verlassen möchte. Zum Glück muss man es auch nicht, denn es folgen weitere Bände. Für mich das beste Kinderbuch seit langem.