Rezension

Schmuckes Märchen in prächtigem Gewand

Die Schöne und das Biest - Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve

Die Schöne und das Biest
von Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve

Bewertet mit 4 Sternen

Die Schöne muss sich, um ihren Vater zu retten, dem Biest in seinem Schloss stellen. Niemand ahnt, dass daraus eine der schönsten Liebesgeschichten der Märchenwelt werden wird.

„Die Schöne und das Biest“ ist erstmals 1740 erschienen, und die weltberühmte Disney-Version weicht markant von der Klassiker-Vorlage ab. 

Der Vater der Schönen verirrt sich bei Eis und Schnee im Wald. In den stürmischen Wirren entdeckt er ein Schloss, das sich umgeben von Bäumen verbirgt. Die bizarre Zuflucht scheint verlassen, dennoch ist die Tafel mit Speis und Trank gedeckt. Der durchgefrorene Mann ergibt sich dem Hunger und der heimlichen Gastfreundschaft. Doch dann begeht er einen fatalen Fehler, als er eine Rose pflückt, die er seiner schönen Tochter schenken will:

Die Schöne wird ins Schloss des Biests zitiert, denn nur auf diese Weise kann sie das Leben ihres Vaters retten. Wird sie das Biest zerfleischen? In Fetzen reißen? Oder gar als Abendmahl verspeisen?

Das Märchen um „Die Schöne und das Biest“ wurde von Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve geschrieben und erstmals 1740 veröffentlicht. Der Geschichte merkt man ihr Alter durchaus an, was schon anhand der Erzählweise ersichtlich ist. Barbot de Villeneuve bleibt dem altbekanntem Märchenstil treu, sie erzählt Satz für Satz, wie sich die Geschehnisse um die Schöne und das Biest ergeben. Es liest sich dementsprechend hölzern und etwas altbacken, was meiner Meinung nach bei Märchen üblich ist. 

Die Handlung kennt vermutlich jeder, und es ist allseits bekannt, dass es eine wunderschöne Liebesgeschichte ist. Thematisch packt die Autorin die Moral vom schönen Schein und dem wahren Sein in ihre Erzählung, was heute vielleicht eine noch wichtigere Botschaft als damals ist.

Die Figuren wirken platt, genau wie der Schreibstil einer Holzvorlage gleicht. Die Schöne ist das perfekte Wesen, das im Biest ihren männlichen Gegenpart finden wird. Dennoch ist das keine Kritik, weil diese Art der Zuspitzung - meinem Empfinden nach - bei einem Märchen absolut vertretbar ist.

Die klassische Handlung weicht vom berühmten Film ab, wobei die grundlegenden Elemente gleich geblieben sind. Allerdings ist die Schöne im Roman mit einer Familie samt - teilweise bösartiger - Geschwister gesegnet, der Vater hat finanzielle Probleme und sogar ihre Herkunft wird zum Gesprächsthema.

Außerdem war ich überrascht, dass in diesem Roman die Hintergründe der Verwünschung des Biests aufgedeckt werden. Endlich gibt es Antworten auf die Fragen, warum der Prinz zur Bestie wurde, wie es kommt, dass die Schöne trotz Standesunterschieds als angehende Prinzessin in Betracht gezogen wird, und was sich in dieser Zeit im Feen-Reich abgespielt hat. 

Die Aufmachung dieser Schmuckausgabe aus dem Coppenrath-Verlag ist noch charmanter als das Märchen selbst. Das Buch ist in Leinen gebunden und die Beschriftung erinnert an Stickerei. Vom ersten Augenblick an, weiß man, dass man eine Kostbarkeit in den Händen hält. Innen wird die Geschichte von liebevoll aufbereiteten Scherenschnitten und genauso hinreißend gestalteten Illustrationen bezaubernd ergänzt.

„Die Schöne und das Biest“ ist als Original vielleicht nicht ganz so packend wie die berühmte Filmversion, hat sich meiner Meinung nach dennoch sein prunkvolles Gewand im Regal von Klassiker-Freunden und Märchenliebhabern verdient.