Rezension

Schöne Fortsetzung - zu empfehlen für Fans von Happy Ends

Winterrose -

Winterrose
von Kim Leopold

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich ein schönes Weihnachten im Kreis der Familie und Freunde – darauf hat sich Rose gefreut, nachdem sie ihre letzten Weihnachtsfeste und auch die in ihrer Kindheit eher weniger schön in Erinnerung hat. Dazu hat sie mit Lily, Jamie, Ash, Camie und deren Tochter Lilou einen Urlaub im Schnee gebucht. Die Vorfreude könnte nicht größer sein – bis sie vor Ort auf Jér trifft – auf den Mann, den sie nach ein paar schönen Tagen in Toronto seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Zuerst unsicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten soll, wird ihr die Entscheidung bald abgenommen, nachdem ein Blizzard über die Gegend zieht und die beiden alleine ohne die anderen in der Hütte zurückbleiben. Kann das gut gehen? Finde es heraus.

 

Es gibt immer wieder Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit von Rose und Jér, die sehr zum Verständnis geholfen und die Erinnerungen an deren gemeinsame Zeit in Toronto, die in Band Zwei dieser Reihe am Rande beschrieben wird, wieder hervorgeholt hat. Durch diese Blicke in die Vergangenheit kann dieser Band gelesen werden, auch ohne die Vorgänger zu kennen, jedoch ist es, wenn die vorherigen Teile auch schon gelesen wurden, einfacher, den Überblick über die zahlreichen Charaktere und Figurenbeziehungen zu behalten. Zudem lohnt es sich unabhängig davon, die anderen Bände zu lesen, da diese jeder auf seine eigene Art und Weise schön ist und seinen eigenen Stil hat.

 

Die Kapitel sind relativ kurz, sodass das Buch, verstärkt durch den lockeren und einfach aufgebauten Schreibstil, innerhalb kürzester Zeit gelesen werden kann. Zudem sorgen die zahlreichen Rückblicke, die sich gut in den Aufbau der Geschichte einfügen, für Abwechslung beim Lesen. Es ist fast schon ein wenig schade, Rose und Jér, aber auch die anderen Charakter nach gefühlt so kurzer Zeit schon wieder verlassen zu müssen – doch noch ist es kein Abschied für immer – der finale Abschlussband wartet noch!

Der Schreibstil wird stilsicher eingesetzt, beispielsweise um das Verhältnis zwischen Rose und Jér darzustellen. Erreicht wird dies unter anderem dadurch, dass Rose ihn zunächst, vor allem in den Rückblicken noch Jérome nennt, dies später jedoch durch das einfache Jér abgelöst wird und dadurch Nähe geschaffen wird. Ebenso ist ein stilistisches Merkmal dieses Buches die zum Teil durchgestrichenen Satzteile bzw. durchgestrichenen ganzen Sätze, die beispielsweise verdeutlichen, welche Gefühle Rose sich nicht eingestehen bzw. nicht fühlen kann und möchte. Das ermöglicht uns Lesern, eine ganz andere, vielschichtigere Sicht von ihr aufzubauen.

 

Es ist schön, neben den Protagonisten Rose und Jér auch die anderen Charaktere aus den Vorgängerbänden wiederzutreffen und zu sehen, was aus ihnen bzw. ihrem Leben im Allgemeinen geworden ist und wie sie sich weiterentwickelt haben. Diese weiteren aufgezeigten Entwicklungen der Nebenfiguren sind gut in die Geschichte integriert, sodass diese zumeist einen direkten oder auch indirekten Bezug zu der Entwicklung von Rose´s und Jér´s Leben aufweisen oder diese zumindest in eine bestimmte Richtung stupsen.

 

Rose hätte ich gerne des Öfteren geschüttelt. Es ist verständlich, dass sie Mauern um ihre Gefühle bzw. um sich selbst herum aufbaut, um sich zu schützen und nicht verletzt zu werden, aber manchmal wäre es besser gewesen, diesen Selbstschutz zumindest in Teilen aufzugeben und nicht vor den eigenen Gefühlen wegzurennen, wie es nun mal ihre Art ist. Denn dadurch verletzt sie nicht nur sich selber, sondern auch die Menschen um sie herum. Doch bis Rose diese Erkenntnis hat, ist es ein längerer Weg. Durch dieses Gefühl oder Bedürfnis, wie man es auch nennen mag, Rose zu schütteln und sie zu einem anderen Verhalten bringen zu wollen, hat es die Autorin geschafft, mich als Leserin über die Geschichte nachdenken und mit den Protagonisten mitfühlen zu lassen.

 

Auch Jér hat es angesichts seiner Vergangenheit nicht leicht, denn er kann diese nicht vollständig von sich ablegen. Das ist soweit nachvollziehbar und ich habe auch mit ihm mitgelitten, aber ich hätte mir gewünscht, dass aus ihm und aus seinen Gefühlen noch ein bisschen mehr rausgeholt worden wäre.

 

„Oft genug spüre ich die Wellen, wie sie über meinem Kopf zusammenbrechen. Wie sie mich runterziehen und unter sich begraben. Mit all den Selbstzweifeln, all dem Hass auf mich und diese Welt.“

Beide sind keine 08/15 Charaktere, sofern es solche überhaupt gibt, sondern sind komplex aufgebaut und haben eine schwierige Vergangenheit, die sie geprägt hat und die sie beide noch bewältigen müssen. Dies macht sie authentischer, denn so wird klar, dass sie ihre individuellen Ecken und Kanten haben und das Schicksal auch vor ihnen keinen Halt gemacht hat.

Man könnte die beiden als zwei gebrochene Menschen bezeichnen, die nach zwei Jahren ohne Vorwarnung aufeinandertreffen und beide nicht so genau wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Es ist schön, die beiden als Leserin auf ihrem Weg zu- und miteinander zu begleiten und ihre persönliche Entwicklung, insbesondere die von Rose, zu verfolgen.

 

An Rose konnte ich insgesamt mehr teilhaben, da sie die Ich-Erzählerin ist, aber auch Jér konnte mich mit seiner äußerlich zumeist ruhigen, liebenswerten Art von sich überzeugen, sodass ich beim Lesen mit beiden mitgelitten, mich aber auch für beide gefreut habe, auch wenn mir die Geschichte zwischendurch ein bisschen dahingeplätschert vorkam. Dies war jedoch nur in geringem Maße der Fall, sodass das im Großen und Ganzen betrachtet den Lesespaß nicht schmälert, denn gerade zum Ende hin wurden noch einmal wichtige Themen hinsichtlich der eigenen Psyche und dem Umgang mit den eigenen Gefühlen und Erinnerungen angesprochen, sodass das Buch an dieser Stelle noch ein bisschen mehr an Tiefe gewonnen hat.

 

Insgesamt kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der schon von der How-to-be-happy-Reihe begeistert ist oder es noch werden will, denn eine schöne, emotionale Geschichte mit Happy-End ist in allen Teilen garantiert!