Rezension

Schöne Gegend

Die Nordlicht-Saga 1: Fate and Fire -

Die Nordlicht-Saga 1: Fate and Fire
von Ivy Leagh

Bewertet mit 1.5 Sternen

Der Titel gibt schon das Positivste an diesem Buch her: Es spielt in einer schönen Gegend. Den Rest kann man eigentlich vergessen. 

Emma verbringt ihre Sommerferien immer in England bei ihrer Mutter. Als sie dieses Jahr nach Hause kommt, hat sie viele Sorgen. Ihr Vater hatte einen Herzinfarkt und daher sind sie finanziell am Ende. Ihr kleiner Outdoor-Shop im Nationalpark wirft nicht genügend ab. Besonders jetzt nicht, als er geschlossen wird, weil ein Mädchen im Park verschwunden ist. Dann kommt auch noch ein neuer Schüler an Emmas Schule, der so schön, charmant und schön ist, dass alle, die ihn sehen, in Ohnmacht fallen. Oder es am liebsten würden, leider ist das in der Schule verpönt. Und Emma stellt fest, dass sie quasi direkt im Mittelpunkt eines ihrer geliebten Romantasy-Romane sitzt. 

Ja, das erfindet schon mal das Rad nicht neu, das steht fest. Aber es hätte sich ja trotzdem vom Einheitsbrei abheben können. Spoiler am Rande: tut es nicht. Es beinhaltet wirklich jedes Klischee, jeden Kitsch und jeden Schmachtfetzen, den man sich vorstellen kann und wirkt wie eine mühsam zusammengestöpselte Mischung aus Twilight und A fate darker than love, die jemand bei Wish bestellt hat. Der Schreibstil ist ... nennen wir ihn jugendgerecht? Ich hoffe nicht. Ich gehörte ja auch mal zur Jugend und hätte ich mich in Deutsch in der Schule eines solchen Sprachstils bedient, meine Aufsätze hätten rot geblutet von all dem, was angestrichen worden wäre. (Zu Recht.) Richtig anstrengend sind die Überschriften. Die sollen bestimmt cool, witzig, Krasschecker sein, aber die sind schon bei Ms Tracy Wolff peinlich und hier einfach nur noch cringy. (Seht, ich kann Jugendspeak.) 

Reden wir über Logik? Nein, lieber nicht. Natürlich lasse ich meinen Vater zwei Monate im Sommer allein, wenn er ohnehin ohne mich allein ist und niemanden hat, der sich abends um ihn kümmern kann, wenn er doch mal umkippt. Macht man doch so, oder? Oder einen Outdoor-Shop in einem Nationalpark: Es gibt keinen Grund, ihn zu schließen. In keinem amerikanischen Nationalpark wird irgendwas geschlossen oder Leute davon abgehalten, wandern zu gehen, weil ein Mädchen verschwindet. In den riesigen Nationalparks verschwinden ständig Leute. Sie fallen von Felsen, ertrinken, werden von Bären gefressen und die Hälfte der Verschwundenen fallen entweder irgendwelchen berühmten Serienkillern zum Opfer oder ihrem eigenen Leichtsinn. Das ist völlig normal und gilt als "bisschen Schwund ist ja immer". Und warum landet Emma eigentlich in Boston (Massachusetts), wenn sie entweder in New Hampshire oder Maine lebt, wo sich die White Mountains befinden? Und dann hat Emma übrigens vor, in dem Outdoorshop ein Lesecafé einzurichten. Kopf - harte Fläche. Klar. Kennt man ja. Die Wanderer und Outdoorspezialisten, die extra zum A... der Welt fahren, um dort in Ruhe einen Kaffee zu trinken und ein Buch zu lesen. 

Im Übrigen vereint Emma alle unangenehmen Eigenschaften aller nervigen Jugendbücher. Sie errötet ständig, stammelt, sobald der schöne - habe ich schon erwähnt, wie schön der ansonsten völlig unspektakuläre Held ist? - ist schüchtern, vergisst ständig was und benimmt sich meistens nur dumm. Aber Hauptsache, zum Schluss erzählt ihr jemand, wie stark und mutig sie ist. Ja. Logisch. Erzählen kann man viel. Papier ist schließlich geduldig. Und wenn man es lange genug hört, glaubt man es vielleicht sogar. Jedenfalls war's das für mich. Bye, Emma. 1,5/5 Punkten.