Rezension

schräges Roadmovie mit kritischen Untertönen ...

Der Tod fährt Audi
von Kristian Bang Foss

Bewertet mit 4 Sternen

Asger lebt in einer Beziehung und arbeitet als Werbetexter in Kopenhagen. Da er ein bisschen unter Druck steht und sich gleich um zwei Dinge gleichzeitig kümmern muss, nämlich um das Kind seiner Freundin und einer Kampagne, die er in wenigen Stunden präsentieren soll, unterläuft ihn ein folgenschwerer Fehler. Die Konsequenz, er ist seinen Job los und das in einer Zeit der hohen Arbeitslosigkeit. Asger lässt sich gehen, nimmt an Kilos zu und am gemeinsamen Familienleben ab. Das macht seine Freundin nicht lange mit und so steht er bald vor der Tür eines Freundes. Dieser lässt sich das eine Weile gefallen und stellt ihn dann vor die Wahl, neue Wohnung und Job, oder Straße und keine Freundschaft mehr. Asger nimmt sein Leben also erzwungener maßen wieder auf und bekommt eine Pflegestelle vermittelt. So lernt er Waldemar kennen, einen jungen Mann im Rollstuhl, der im sozialen Brennpunkt lebt. Für Asger eine verwirrende, aber auch hilfreiche Erfahrung, denn Waldemar hängt am Leben, obwohl er keine langen Lebensaussichten hat. Die Beiden freunden sich an und so entsteht auch der Plan nach Marokko zu Reisen und einen Wunderheiler aufzusuchen. Wird der Plan klappen? Was werden sie erleben? Und warum begegnet ihnen immer in den brenzligsten Situationen ein Audi?

Momentan gibt es ja viele Geschichten, die in diese Richtung gehen, zwei unterschiedliche Menschen, aus ganz verschiedenen Gesellschaftssichten, einer davon muss krank sein und so entwickelt sich eine Freundschaft und schon sieht man das Leben anders. Also nicht wirklich was Neues, aber ich finde es hier gut gelungen. Keine Liebesgeschichte, kein großes Drama, obwohl vielleicht doch. Hier bekommen wir mehr klare Zeichnungen von dem Leben der beiden Hauptfiguren, ohne viel verschnörkelt zu bekommen und der Gesellschaft. Einer harten Gesellschaft, hier ist nämlich kein reicher Mann krank, der sich das Beste vom Besten leisten kann. Auch haben wir hier keinen Mann, der sich in der neuen Situation einfinden muss, sondern jemanden der von seiner Kindheit an, mit seinen Krankheiten umgehen gelernt hat. Der von Ärzten hört, das er schon längst tot sein müsste und immer wieder um sein Leben kämpfen muss. Der Sozial am unteren Rand lebt und für jedes bisschen einen Antrag stellen muss.
Dahinein gerät Asger, dem allein die Fahrt dorthin Angst und Schrecken bereitet. Er erzählt uns was er sieht und auch fühlt, die erste Begegnung, das Erstaunen darüber, das es sich nicht um einen alten Mann, sondern jungen handelt. Wie Waldemar versucht, sein Leben so normal wie möglich zu leben und sich nicht von seinen Krankheiten unterkriegen zu lassen. Sie freunden sich an und gestalten so ihren Alltag unter ihrem Vorlieben ab. Asger erzählt und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Die Zwei passten, vom Humor recht gut zusammen, und so bekommen wir, oft was zu lachen und durch ihre Blödelei bekam der Plan mit der Reise nach Marokko immer mehr Gestalt. Denn was als Spaß anfing, endete in einem VW-Bus und einer langen Fahrt. Das die Zeit drängte und Waldemar unbedingt seinen Plan umsetzen musste, erkennen wir immer am Auftauchen des Audi Fahrers. Jedes Mal dachte ich, jetzt kommt‘s, aber es gibt doch noch ein paar Seiten. Allein wie sie die Fahrt finanziert haben, fand ich schon herrlich und natürlich passiert noch Allerlei auf dem Weg, was ich hier aber nicht verraten werde.
Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen, denn sie spiegelte in meinen Augen mehr das wirkliche Leben und unsere Gesellschaft wieder als andere Geschichten, vielleicht nicht immer korrekt, aber sehr nachzuempfinden. Viel davon ist so deprimierend und niederschlagend. Asger lässt uns emotional vielleicht nicht so sehr in sein Herz gucken, aber wer zwischen den Zeilen liest, wird es trotzdem erfahren.
Der Autor hat hier eine skurrile Geschichte erschaffen, die mit schrägen Humor ein bisschen die Ernsthaftigkeit nimmt. Dabei erzählt er schnell, sachlich, trocken und lässt uns am Ende nachdenklich zurück. Für mich ein interessantes, gelungenes sowie verrücktes Roadmovie der anderen Art.