Rezension

Science fiction vom Feinsten

Aurora erwacht -

Aurora erwacht
von Amie Kaufman

Inhalt:

Hätte Tyler doch nur den Notruf ignoriert, der ihn auf das manövrierunfähige Raumschiff geführt hatte. Dort fand er sich zwischen herumschwirrenden Kyrokapseln, in denen Leichen kryanischer Eingefrorener verborgen waren, wieder. Dumm vor allem, da der Nachwuchsoffizier unter erheblichen Terminstress leidet und droht, die “Auslese“ zu verpassen. Bei dieser handelt es sich um einen Draft, bei dem Tyler gerne die besten Pics für sein Team gemacht hätte. Eine Überlebende auf dem Schiff zurückzulassen, ist für ihn dennoch keine Option. Also wird er sich für sein Team aus den Übriggebliebenen bedienen müssen.

Der erste Auftrag an das neu zusammengestellte Team lautet medizinische Hilfsgüter und Ausrüstung an geflüchtete Syldrathi auszuliefern. Eine Aufgabe, die selbst für Tylers Team machbar erscheint. Doch womit keiner gerechnet hatte, ist der blinde Passagier, der sich ebenfalls an Board der Longbow befindet und der innerhalb kürzester Zeit für weitere ungeahnte Verwicklungen sorgen wird. Denn irgendwer scheint es auf diesen ungebetenen Reisegast abgesehen zu haben und schon bald muss Tylers Team gemeinsam eine folgenschwere Entscheidung treffen.

 

Meinung:

Was am Ende des Tages übrig bleibt...

Kalis, ein Syldrathi, neigt zu oft unprovozierten, spontanen Aggressionen. Man kann das aggressive Verhalten aber auch unter notwendigem taktischen Vorgehen verbuchen. Ein klassisches Krieger-Modell.

Scarlett, Tylers Schwester, ist als Diplomatin klasse. Wenn Kommunikation und emotionale Intelligenz gefragt sind, ist sie die erste Wahl.

Zila, die Wissenschaftlerin im Team, redet kaum, bleibt in wirklich jeder Krisensituation ruhig und scheint nichts und niemanden zu fürchten.

Cool, cooler, Cat, die Pilotin. Fliegen oder schießen zu können ist das eine, aber auch noch in jeder Situation einen coolen Spruch auf Lager zu haben, das ist eine Kunst.

Finian ist in seiner Rolle als Techniker ebenfalls stets unterhaltsam. Er leidet unter Nervenschäden sowie Muskelschwäche und ist daher für Tyler übriggeblieben. Das künstliche Exoskelett, dass er trägt, hilft ihm allerdings dabei, alltägliche Probleme ohne fremde Hilfe erledigen zu können.

Als ich hörte, dass ein neues Buch von Amie Kaufman und Jay Kristoff erscheinen würde, war für mich klar, dass ich es würde lesen müssen. Ich hatte Hoffnungen, ja Erwartungen, die nicht enttäuscht wurden. Der Reihenauftakt ist rasant, fesselnd und packend erzählt, wie dies eben ein Buch dieses Duos zu sein hat.

Was Tylers Team nicht fehlt, ist Diversität. Er versucht den versammelten Individualisten zu vermitteln, dass Gemeinwohl nicht ohne Gemeinsinn zu erreichen ist.

Während Tyler also versucht, Ordnung in seine chaotische Gruppe zu bringen, beschäftigen Aurora, die einzige Überlebende der Hadfield, ganz andere Sorgen. Nicht nur, dass sie auf einen Schlag all die Personen verloren hat, die ihr im Leben wichtig waren. Sie ist im besten Wortsinn aus der Zeit gefallen. Nach der aktuellen Zeitrechnung wäre sie 237 Jahre alt. Schon bald aber wird sie die Handlung tragen.

Bei Amie Kaufman und Jay Kristoff gibt es selten vorhersehbaren Pointen. Basierend auf cool unangepassten Held*innen, die sich knallharte Dialoge liefern, wird die Handlung wieder rasant vorangetrieben. Nie passiert den Autoren Coolnesskitsch. Die Momente von Auflehnung, Ausbruch und Selbstbehauptung, die ihre Held*innen haben, sind davon frei. Die Figuren durchschauen so etwas, auf einer Höhe mit den Autoren.

 

Fazit:

Wenn man mich ab heute bittet, ein Beispiel für ein erfolgreiches Team zu nennen, wird mir nunmehr sofort Tylers Squad in den Sinn kommen. Aus Einzelgängern werden über die Seiten Teamplayer, die sich auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Dieses gemeinsame Ziel wird für die Figuren zunehmend zu einer Trennwand. Dahinter ist alles versteckt, was sie vorher aufgehalten und isoliert hat. Jede Figur hat Schwächen. Schwächen, die im Team plötzlich zu Stärken werden.

Aurora erwacht hat also ein interessantes Milieu und einen raffinierten Plot, auch fehlt es den Autoren, für Fans sicherlich nicht überraschend, nicht an sprachlicher Finesse. Der Zufall ist kaum ein Faktor in diesem Roman. Der Plot ist vielmehr komplex, durchdacht und sauber konstruiert.

Das Ganze ist zwar intelligent anlegt, erfüllt aber zugleich die wichtigste Regel des Sciencefictiongenres, nämlich kurzweilig zu sein. Das Buch ist daher eine absolute Empfehlung.