Rezension

sehr berührende Geschichte mit tiefen Themen

Wo du uns findest (Light in the Dark 2) -

Wo du uns findest (Light in the Dark 2)
von Antonia Wesseling

          Das Cover wirkt so wunderbar leicht, dass man vielleicht zuerst nicht auf so ein schweres Thema im Buch schließen würde. Der Klappentext ist da schon aussagekräftiger und sollte unbedingt vorher gelesen werden.
Was mir an diesem new adult Roman berührt hat, ist, dass es einmal nicht um eine Liebesgeschichte ging, die gerade am Entstehen ist. Auch wird dem "und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende" entgegen gewirkt. Nein, hier geht es um eine Beziehung, die schon 2 Jahre andauert und nun in einer Krise steckt.
Melina ist Studentin. Sie finanziert ihr Literaturwissenschaftsstudium durch Videos und ging unter die Influenzer. Gerade, als sie da den Durchbruch schafft und erste größere Kooperationen an Land zieht, läuft es privat nicht mehr ganz so gut. Denn: Ben zieht sich immer mehr zurück, hat mit dem Alltag plötzlich zu kämpfen - ohne das in der Beziehung zu thematisieren. Und so steht die Beziehung nun auf der Kippe....

Melinas und Bens Geschichte fand ich sehr berührend und mutig. Ich finde es als Lehrerin sehr wichtig, die angeschnittenen Themen auch anzuschneiden und nicht zu verharmlosen oder tabuisieren. Denn: Die Zahl an psychischen Problemen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt, der Druck von außen nimmt zu, gleichzeitig ist die psychologische Betreuung zumindest in Österreich schlecht ausgebaut bei Kindern und Jugendlichen.
Was der Autorin toll gelungen ist, sind die Veränderungen, die durch die psychische Krise bei Ben vor sich gehen, gut vor Augen zu führen. Sie bedient sich dabei des Stilmittels der Rückblenden. Immer wieder erfährt man von Szenen aus dem Leben Bens und auch aus den Anfängen der Beziehung der beiden. Ein weiteres Mittel, mit der sie das Krankheitsbild aus seiner Stigmatisierung zu rücken versucht, ist durch die Nebencharaktere. Viele sprechen Ben auf die körperlichen und psychischen Veränderungen an, und eine Protagonistin nimmt auch viele Vorurteile und Erwartungen an Psychologen und Psychotherapie auf, um sie dann zu konterkarieren. Ich fand das sehr gelungen. Natürlich ist die Geschichte dadurch keine seichte Lektüre zum Abschalten, aber sie hat mich umso mehr berührt und zum Nachdenken angeregt.