Rezension

Sehr empfehlenswerter Krimi

Totenmesse - Arne Dahl

Totenmesse
von Arne Dahl

Bewertet mit 5 Sternen

Stockholm 20. März 2003

Das 48 Stunden Ultimatum, das der Präsident der Vereinigten Staaten George W. Bush, dem Diktator Saddam Hussein gestellt hat, ist  ergebnislos verstrichen. Die Augen der Welt sind auf den Präsidenten gerichtet, als er den Auftakt zur "Operation Iraqi Freedom" verkündet.

Mit viel banaleren Alltagserledigungen ist Cilla Hjelm an diesem Morgen beschäftigt. Da ihre Tochter morgen volljährig wird, lässt sie die letzten Jahre in Gedanken Revue passieren. Verbittert stellt sie fest, dass sie sich jahrelang mit einer Rolle als Nebenfigur abgefunden hatte. Nie stand Cilla im Mittelpunkt der Familie, sondern war nur eine Staffagefigur. Ihr plötzlicher Wunsch auch mal im Zentrum zu stehen, löste die Entfremdung zwischen ihr und ihrem Mann Paul Hjelm aus. Schritt für Schritt lebten sich die beiden auseinander. Mittlerweile waren sie nun schon ein Jahr getrennt. Diesen trüben Gedanken hängt Cilla nach, während sie in der Filiale ihrer Bank darauf wartet einen Mitarbeiter zu sprechen.

Doch urplötzlich wird aus der Staffagefigur Cilla eine Hauptakteurin. Denn die Bankfiliale wird überfallen und die Kunden als Geiseln genommen. Voller Erschrecken stellt Cilla fest, dass man vorsichtig sein sollte mit dem was man sich wünscht, denn es könnte in Erfüllung gehen. Durch einen Fehler der Gangster bleibt Cilla im Besitz ihres Mobiltelefons und hat nun die Möglichkeit genau das zu tun, was sie eigentlich nie mehr wollte. Ihren Ex-Mann Paul,  der ein Mitglied der Stockholmer Polizeispezialeinheit A-Gruppe ist, um Hilfe bitten. Geistesgegenwärtig schaltet sie ihr Handy auf lautlos und setzt trotz aller Bedenken einen Hilferuf an Paul ab. Cilla fotografiert die Geiselnehmer und die Gegebenheiten in der Bank und sendet sie an die Spezialeinheit weiter. Durch ihren mutigen Einsatz gelangt die A-Gruppe an die notwendigen Informationen zur Erstürmung der Bank. Doch irgendetwas ist da schief gelaufen, denn trotz des schnellen Zugriffs sind die Bankräuber verschwunden und plötzlich ist ein Polizist zuviel auf dem Video zu sehen und genau dieser nimmt die Geiselnehmer in Gewahrsam. Obwohl der eigentliche Banküberfall schnell beendet wurde, steht die A-Gruppe nun vor einem Rätsel und gerät bei den Ermittlungen in den Sog längst vergangener Ereignisse. Denn die Spuren führen bis ins Jahr 1942 nach Stalingrad zurück. Der kalte Krieg scheint noch lange nicht vorbei zu sein....

 

Dies war mein erster Krimi aus der Reihe um das Ermittlerteam um Paul Hjelm und Kerstin Holm. Da es ja bereits sechs vorhergehende Fälle gab, fehlten mir  zwar einige Hintergrundinformationen zur Vorgeschichte dieser Spezialeinheit. Doch diese sind nicht zwingend notwendig um den Einstieg in die Ermittlungen zu finden. Selbst ohne diese Kenntnisse konnte ich der Handlung folgen.

Zunächst konnte ich die verschiedenen Handlungsstränge nicht miteinander in Verbindung bringen, da mir die Zusammenhänge bis kurz vor Schluss nicht ganz klar waren. Doch gerade dadurch wurde die Spannung  für mich aufrechterhalten, da ich nun unbedingt wissen musste in welche Richtung sich dieser Krimi noch entwickeln würde. Denn dass hinter der Geiselnahme noch viel mehr steckte wurde recht bald klar. Stück für Stück verbanden sich die losen Handlungsfäden zu einem absolut stimmigen Abschluss. Dieses Ende und die Verknüpfungen der einzelnen Handlungen, waren für mich so nicht vorhersehbar und deshalb bot mir dieser Roman eine willkommene Abwechslung zum typischen Krimi-Einheitsbrei.

Normalerweise liegen mir die Skandinavien-Krimis mit ihrem leicht düsteren Schreibstil nicht so und gehören deshalb auch nicht zu meinen bevorzugten Krimis. Doch Arne Dahls Schreibstil hat mich angenehm überrascht, denn die Handlung zog mich gleich in ihren Bann und war durchgehend flüssig zu lesen. Die Verbindung der einzelnen Schauplätze und Hintergründe wie Irak-Krieg, Zweiter Weltkrieg, Afghanistan, Kalter Krieg, Stasi-Vergangenheit und heutiger Spionage ist wirklich sehr gut gelungen und wurde glaubhaft geschildert. Auch die Beschreibung der zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten und die Schilderung der einzelnen Charaktere der Spezialeinheit wirkten auf mich lebendig und überzeugend.

Ein sehr empfehlenswerter Krimi, der von mir mit fünf Sternen bewertet wird.

Kommentare

westeraccum kommentierte am 18. November 2014 um 09:28

Ich habe gerade "Dunkelziffer", das Folgebuch, ausgelesen und es hat mir auch sehr gefallen, ist aber eine ganz andere Geschichte.

KimVi kommentierte am 18. November 2014 um 13:23

Das habe ich auch schon mit Begeisterung gelesen.