Rezension

Sehr spannend!

Spurlos - Ashley Elston

Spurlos
von Ashley Elston

Bewertet mit 3.5 Sternen

Erster Satz:
„Wie möchtest du dieses Mal heißen?“

Eye-Candy: 
So ein schönes Cover! Ich bin begeistert, ich liebe es! Wenn man das Buch gelesen hat und auf die Symbolik achtet, wird einem so einiges klar. Das möchte ich niemandem vornewegnehmen, deshalb bin ich still (auch wenn mir das wirklich schwer fällt).
Auch unter dem Schutzumschlag sieht es wunderschön aus. Also schaut euch das Buch doch mal "nackig" an.

Inhalt: 
Seit einem schrecklichen Geschehen sind "Meg" und ihre Familie im Zeugenschutzprogramm. Ein Fehler und sie verlieren ihre gesamtes Leben und das immer und immer.  Sie ziehen von Stadt zu Stadt, wechseln ständig ihre Namen, ihre Identitäten und verlieren dabei immer mehr ihr eigentliches Ich. Während ihre Schwester sich immer mehr abkapselt und die Mutter nur noch betrunken ist, versucht der Vater auf eigene Weise "das Problem zu lösen". 
Einen weiteren Umzug hält die Familie nicht aus, das weiß "Meg". Sie weiß auch, dass sich schnell etwas ändern muss, wenn sie ihre Familie retten möchte. Denn auch im Zeugenschutzprogramm sind sie nicht so sicher, wie sie immer gedacht haben …

Meine Meinung:
Die tragenden Spannungspfeiler des Buches sind Identitäsverlust, irgendein dunkles Geheimnis und ganz viel Drama. Und natürlich sind da noch die tollen Charaktere.

Das Buch wird aus der Sicht der Protagonistin "Meg" aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie führt ein Tagebuch mit "Regeln", die sie sich zugelegt hat, um so gut wie möglich im Zeugenschutz zu überdauern. Diese Regeln leiten auch die Kapitel ein, sodass die Neugier des Lesers immer wieder geschickt geweckt wird. 

Den richtigen Namen von "Meg" und wie ihr Leben ausgesehen hat, bevor sie und ihre Familie in dem Zeugenschutzprogramm gelandet sind, erfahren erst viel später.
So lange bleibt Meg immer etwas mysteriös, aber das macht nichts! Denn sie ist ein starker Charakter und hat ihren eigenen Kopf. Anfangs ist sie mir zu dickköpfig und gemein, aber da sie das alles aus Selbstschutz macht, kann man darüber hinwegsehen. 

Man sollte meinen, dass wenn eine Familie in einer derartigen Situation ist, dass sie zusammenhalten würde. Hier ist das nur bedingt so. Da ist die Mutter, die immer mehr säuft und sich nicht um ihre Töchter kümmert. Dann ist da der Vater, der sich total abkapselt und sich nicht um die Mutter kümmert und um die Kinder kümmert er sich nur so halbwegs. Und dann ist da noch die kleine Schwester, die mich von Zeit zu Zeit aufgeregt hat, obwohl sie mir leidtut. Sie klammert sich an Meg, was ich verstehen kann, aber etwas mehr Selbstständigkeit würde ich mir schon für sie wünschen.
Ich verstehe auch nicht, wieso weder Meg noch der Vater sich mal richtig um die Mutter kümmern? Es heißt immer mal wieder, dass die Mutter tiefgehende psychologische Probleme hat, aber keiner schert sich drum. Wenn die Mutter halbtot auf dem Küchentisch liegt, bugsiert man sie einfach wieder in ihr Bett. Tolle Lösung! Nicht.

Das Love Interesst ist zum Glück überhaupt nicht verkrampft, sondern sehr süß, ohne dabei kitschig zu werden. Das liegt auch daran, dass Ethan so ein sympathischer Charakter ist. Doch leider fällt er etwas flach dabei aus. Er ist nett, lieb und all das positive Zeug, aber eine eigene Persönlichkeit fehlt ihm. Als Leser erfährt man so gut wie nichts über den wirklichen Ethan.

Von einem Thriller erwartet man Spannung und dieses Buch ist mega-spannend. Von der ersten Seite bis fast zur letzten. Warum nur fast? Ich mag Jugendthriller, nur ist es leider in den meisten Fällen so, dass die Auflösung der Haputproblematik zu schnell und zu einfach über die Bühne gebracht wird. Das nervt mich immer ein bisschen … Leider musste ich auch hier am Ende feststellen, dass sich meine schlimmste Befürchtung bewahrheitet hat: Das Ende ist zu simpel. Die Auflösung ist beinahe schon kindisch und wirkt an den Haaren herbeigezogen. 
Ganz nebenbei mal bemerkt: Ich habe mir schon gedacht, wo das Etwas sich befindet, was alle so verzweifelt in diesem Buch suchen. Jeder, der auch nur einen Thriller gelesen oder angeschaut hat, der wird die Lösung viel zu schnell herausfinden und somit die Handlung durchschauen.

Einige Fragen bleiben zwar am Ende offen, aber das muss ja auch so sein, schließlich gibt es einen zweiten Band und irgendwie muss man ja die Leser bei der Stange halten und zum Weiterlesen bringen.

In der Kürze liegt die Würze: 
Ein spannender Jugendthriller, der ein ungewöhnliches Thema hat. Ein kurzweiliges Buch, sehr flüssig geschrieben, sodass es im Nu ausgelesen ist. Leider ist die Auflösung der Hauptproblematik zu plump und vorhersehbar.

Bewertung:  
Eine Geschichte mit wenigen Worten zu erzählen und den Leser zufrieden zu stellen, das ist eine Kunst, die bei weitem viel zu wenige Autoren beherrschen. Asheley Elston schafft es mit knapp 300 Seiten eine atemberaubende Handlung mit unvorhersehbaren Twists und liebenswerten Charakteren auf die Beine zu stellen. Außer dem Showdown hat mir alles an dem Buch gefallen, dem Erscheinungsdatum des zweiten Teiles fiebere ich bereits entgegen. Von mir bekommt das Buch ♥ ♥ ♥ ♡ Herzchen.