Rezension

Sehr ungewöhnlich, aber genial !

Sturmland - Die Reiter - Mats Wahl

Sturmland - Die Reiter
von Mats Wahl

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung:
Das Cover fällt durch sein auffällig leuchtendes Grün direkt ins Auge, lässt allerdings auf den ersten Blick nicht genau erkennen um welches Genre es sich handelt. Hätte man mir nicht im Vorfeld gesagt, das es sich um eine Jugenddystopie handelt, dann hätte ich es vermutlich in den Fantasybereich eingeordnet und einen Bogen um das Buch gemacht, da das nicht so mein Genre ist.

Der Klappentext gibt dem Leser bereits einen sehr guten und ausführlichen Einblick in die Handlung, weshalb ich mir eine Kurzfassung an dieser Stelle einfach spare, um nichts vorweg zu nehmen, beziehungsweise unnötig zu spoilern.

Mats Wahl hat einen sehr eigenwilligen, nüchternen Schreib- und Erzählstil ( den eines unbeteiligten Erzählers ), mit dem ich mich bis zum Ende des Buches zwar arrangiert, aber nicht angefreundet hatte. Seine Sätze sind kurz und an einigen Stellen bringt er Dialoge oder Wortfetzen ein, die auf mich irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Nichtsdestotrotz schafft er es aber mich an die Seiten zu fesseln, was ich zu Beginn und einem ersten Eindruck nicht für möglich gehalten hätte. Er versteht es, die Spannung immer wieder nach oben zu treiben und keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Setting ist einzigartig, wenngleich total surreal. Die Geschichte spielt im Schweden der Zukunft, weite Teile des Landes sind radioaktiv verseucht. Auf dem Land, dort wo auch Elins Familie lebt, kommt man allerdings gut zurecht. Man kennt sich mit erneuerbaren Energien aus und lebt mehr oder weniger im Einklang der Natur. Was mich etwas erwunderte waren die Unmengen an moderner Technik, die die Familie besitzt. Elins Schwester absolviert beispielsweise Sprachkurse über das "Internet", ihre Eltern sind keine Bauern, wie man zu Beginn vielleicht vermuten würde, sondern handeln mit Aktien. Es gibt Busse und Hubschrauber, aber keine Autos, weshalb man das meiste zu Pferd erledigen muss. Das alles muss man erst eine Weile auf sich wirken lassen und ich kann es auch irgendwie nicht richtig in Worte fassen. Es hat mich aber unglaublich fasziniert, wie man so viel raue Natur, einfaches Leben und Abgeschiedenheit mit so viel Modernität und Technik unter einen Hut bringen kann.

Mats Wahl deutet insgesamt einiges an, ohne es zu Ende zu führen. Man kann sich also vieles zusammenreimen, hat aber nicht die Gewissheit, das man auch richtig liegt. Ich vermute und hoffe das sich erst im zweiten Band, bzw. in den weiteren Folgebänden, alle offenen Fragen aufklären werden. Er erzählt zum Beispiel, das die Regierung in den Städten Wohnungen und Platz für bis zu 30000 Menschen schafft. Diese machen sich auch auf den Weg, doch warum ? Ich weiß es nicht. Auf dem Land muss man zwar auf die ein oder andere Sache, wie beispielsweise Kaffee verzichten, man hält die Windräder nur schwer in Schuß, man kann nicht jagen, da die Tiere radioaktiv verseucht sind und trotzdem scheinen die Menschen gut zu leben. Es machte nicht den Anschein, als würden sie Hunger leiden müssen. Sie haben Strom, sie haben heißes, fließendes Wasser, sie haben es warm und sie besitzen Unmengen an Technik. Warum also sollen sie in die Städte ziehen ?

Ich habe dazu meine eigene Theorie, aber wie gesagt, ich hoffe das sich alles im nächsten Band, den ich im Übrigen unbedingt lesen möchte und werde, aufklärt.

Mit dem Ende stellt mich Mats Wahl vorerst überraschend zufrieden. Er macht neugierig auf den folgenden Band, kommt aber ganz ohne einen üblen Cliffhanger aus, was ich zur Abwechslung mal wirklich erfrischend fand.

Fazit:
"Sturmland: Die Reiter" ist ein sehr ungewöhnlicher dystopischer Jugendroman, mit dem mich Mats Wahl trotz seines eigenwilligen Schreibstils und vorallem durch sein so surreales Setting, von der ersten bis zur letzten Seite fesseln und mich unglaublich neugierig auf die Fortsetzung machen konnte.

Ich bedanke mich recht herzlich beim Verlag, für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.