Rezension

Selten hat mich ein Buch emotional so mitgerissen

Kompass ohne Norden - Neal Shusterman

Kompass ohne Norden
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext

„Caden hält sich für einen normalen Jungen. Doch sein Verstand ist ein krankhafter Lügner, der sich auf fantastische Reisen begibt. Manchmal befindet Caden sich auf dem Weg zum tiefsten Punkt der Erde im Marianengraben, auf einem Schiff, auf dem die Zeit seitlich läuft wie eine Krabbe, verwittert von Millionen Fahrten, die bis in die finstere Vergangenheit zurückreichen. Und in der Realität lässt Cadens Verstand harmlose Dinge wie einen Gartenschlauch zur tödlichen Gefahr werden. Als die Grenze zwischen realer und fantastischer Welt verschwimmt, begreift Caden: In den Tagen der Bibel hätte er vermutlich als Prophet gegolten, doch heute lautet die Diagnose: Schizophrenie.“

 

Gestaltung

Die Aufmachung des Buches finde ich unglaublich gut gelungen, denn das Covermotiv passt hervorragend zur Handlung. Der Junge, der im Ozean versunken ist und an einer verworrenen Leine hängt, passt auch sehr gut zum Buchinhalt. Die verschiedenen Blaunuancen gefallen mir richtig gut, da sie das Meer sehr schön wiederspiegeln und miteinander harmonieren. Ganz besonders beeindruckend fand ich die Illustrationen, die sich im Buch finden, denn diese sind vom Sohn des Autors gezeichnet.

 

Meine Meinung

Von Neal Shusterman kenne ich bereits seine „Scythe“-Bücher, die ich super fand. Als ich dann sein neues Werk „Kompass ohne Norden“ sah und mir den Klappentext durchlas, war ich unheimlich gespannt. Ein Buch über Schizophrenie? Da war meine Neugierde sofort geweckt. Und ich muss eindeutig sagen, dass ich finde, dass „Kompass ohne Norden“ das bisher bewegendste und berührendste Buch von Neal Shusterman ist!

 

In dem Buch geht es um Caden, welcher eigentlich ein ganz normaler Junge von nebenan ist, mit dem einzigen Unterschied, dass sein Verstand ihn manchmal in die Tiefen des Ozeans entführt. Für ihn verschwimmen Realität und Fantasie, da bei ihm die psychische Krankheit der Schizophrenie diagnostiziert wurde. Ich fand es total ergreifend, wie der Autor Cadens Leben und seinen Weg, mit seiner Krankheit klarzukommen, dargestellt hat. Ich empfand dies als absolut authentisch und real, denn Neal Shusterman zeigt dem Leser ein Zusammenspiel aus Verzweiflung und Hoffnung. Mir wurde teilweise das Herz schwer, weil ich so mit Caden mitgefühlt habe.

 

Caden ist ein toller Protagonist, denn er ist eigentlich total normal, nett und freundlich. Ich hatte ihn total gern und habe ihn direkt in mein Herz geschlossen. Als er dann als schizophren diagnostiziert wird, war ich erstaunt und total bewegt. Es hat in mir den Wunsch ausgelöst, ihm auf seinem Weg zu helfen und beizustehen, da ich ihn so gern hatte. So schafft der Autor eine intensive emotionale Involviertheit, die mich geradezu in das Buch und in Cadens Ozean-Welt gezogen hat.

 

Diese Ozean-Welt macht auch eine Art fantastisches Element in der Geschichte aus, denn Caden findet sich in seinen Wahnvorstellungen immer wieder auf einem Schiff oder dem Grund des Ozeans wieder. Diese Ebene verdeutlichte auf sehr eindrucksvolle Weise, wie der Verstand einem glauben machen kann, etwas anderes zu sehen als in der Realität und wie es sich anfühlt Gefangener seiner Gedanken zu sein. Die Tiefen und der Kapitän des Schiffes verbildlichen sehr greifbar wie Cadens Krankheit ihn in eine andere Welt hineinzieht und wie es sich anfühlt, mit dieser psychischen Erkrankung zu leben. So wurde für mich als Leser Cadens Gefühlswelt sehr nachvollziehbar dargestellt, sodass es mir oftmals eine Gänsehaut auf die Arme getrieben hat, weil ich mich total in Caden hineinversetzen und seine Gefühle verstehen konnte.

 

Vor dem Hintergrund, dass Neal Shusterman seine eigenen Erfahrungen in die Geschichte hat einfließen lassen, wurde sie für mich nur noch emotionaler und berührender. Der Sohn des Autors hat etwas Ähnliches durchgemacht wie Protagonist Caden und so erhielten die Illustrationen, die die fantastische Ebene begleiten, noch einmal eine viel tiefere Bedeutung. Es gefiel mir sehr, dass die Bilder von Neal Shustermans Sohn in die Geschichte integriert worden sind und dass sie dem Buch so viel mehr Tiefe und Bedeutsamkeit verleihen.

 

Durch die Erzählebenen und die hohe Emotionalität der Geschichte habe ich die Handlung als sehr intensiv und berührend wahrgenommen. Die Handlung war sehr realistisch und auch wenn mir oftmals mein Herz richtig schwer wurde, so hat Cadens Geschichte auch viel Hoffnung versprüht. Das Ende des Buches war für mich genau richtig, denn es zeigt, dass das Leben weitergeht und sich durch Höhen sowie Tiefen auszeichnet. Mich hat selten eine Geschichte emotional so mitgenommen und mitgerissen wie diese!

 

Fazit

Mich hat „Kompass ohne Norden“ absolut beeindruckt, berührt und bewegt. Für mich ist diese Geschichte die Bewegendste, die Neal Shusterman bisher geschrieben hat. Cadens Leben mit seiner psychischen Erkrankung hat mich total ergriffen und mitfühlen lassen. Dabei fand ich es klasse, wie der Autor die Krankheit durch verschiedene Ebenen verdeutlicht und dem Leser so nahegebracht hat. Beim Lesen wurde mir das Herz schwer, aber gleichzeitig versprüht „Kompass ohne Norden“ auch sehr viel Hoffnung, wodurch das Lesen unglaublich bewegend wird. Ich wurde emotional in die Geschichte hineingezogen und konnte sie kaum aus den Händen legen! Intensiv, emotional und authentisch – das ist „Kompass ohne Norden“.

5 von 5 Sternen!

 

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