Rezension

Sitting Bull: Ein bemerkenswerter Lebenslauf

Die Geschichte des Sitting Bull - Erik Lorenz

Die Geschichte des Sitting Bull
von Erik Lorenz

 

Tapferkeit, Geschick und Schnelligkeit, aber auch Klugheit und Weitsicht zeichnen den wohl berühmtesten aller Indianer aus: Tatanka Iyotake, dessen englischer Name „Sitting Bull“ lautet. Auf warmherzige und doch sachliche Weise erzählt Erik Lorenz hier vom Leben des großen Anführers der Lakota (1831 – 1890). In seiner gut strukturierten „Geschichte des Sitting Bull“ schildert er sehr lebendig das Aufwachsen des  Häuptlingssohnes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der die Indianer noch in den Weiten der Prärie jagten. Ein weiteres Kapitel widmet er den Veränderungen, die mit dem Treck weißer Siedler nach Westen und skrupellosen Goldsuchern in den Heiligen Bergen der Indianer die Lebensbedingungen der Ureinwohner Nordamerikas stark beeinträchtigen und erläutert schließlich den Niedergang, die erbitterten Kämpfe, Massaker und die Verdrängung in Reservate, die ihrem freien Leben ein Ende setzen. Es entsteht das eindrucksvolle Porträt eines ungewöhnlichen Mannes, der zeit seines Lebens gegen die Unterdrückung durch die Weißen kämpft, der versucht, annehmbare Kompromisse mit den eindringenden Bleichgesichtern zu schließen, aber bald erkennen muss, dass Verträge von ihrer Seite nicht eingehalten werden:

"Sie behaupten, unsere Erde gehört ihnen … Die Liebe zum Besitz ist bei ihnen wie eine Krankheit. Diese Leute haben viele Gebote erlassen, welche von den Reichen gebrochen werden dürfen, von den Armen jedoch nicht." (Tatanka Iyotake)

Die wunderschönen großzügigen Illustrationen von Claudia Lieb machen „Die Geschichte des Sitting Bull“ zu einem kleinen Kunstwerk. Sensibel und  in zurückhaltender Farbigkeit setzt sie Lorenz´ Text bildlich um. Sie zeigt die Indianer und ihre Bräuche im Einklang mit der Natur und zaubert  eine ganz eigene Atmosphäre, die bei dem Leser einen stimmungsvollen Eindruck von Land und Menschen hinterlässt und seine Fantasie anregt.

„Die Geschichte des Sitting Bull“ ist viel mehr als eine interessant erzählte und wunderschön illustrierte Biografie für Liebhaber der Indianerliteratur; denn sie erinnert an das Unrecht, das dem roten Mann widerfahren ist. Mir gefällt es sehr gut, dass der Leser zu einer kritischen Wahrnehmung der selbstgerechten Art von „Heilsbringern“ moderner Zivilisation und Kultur inspiriert wird  -  auf eine ganz leise, unaufdringliche Art.