Rezension

Beeindruckende Biografie

Die Geschichte des Sitting Bull - Erik Lorenz

Die Geschichte des Sitting Bull
von Erik Lorenz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sie haben uns besiegt, aber sie konnten uns nicht vernichten...“

 

David besucht seinen Großvater im Reservat. Der Junge ist bedrückt, weil er in der Schule in Sport zu langsam ist. Daraufhin erzählt ihm der Großvater die Geschichte von Tatanka Iyotake, in die Geschichte eingegangen als Sitting Bull. Als Kind wurde er Hunkeshni genannt, das heißt „Langsam“.

Der Autor hat eine beeindruckende Biografie über Totanka Iyotake geschrieben. Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste Teil endet kurz nach der Todeszeremonie für Springender Büffel, Tatankas Vater.

Der zweite Teil zeigt die Welt im Wandel und beginnt 1864. Darin beschreibt der Autor den Kampf der Lakota um ihre Selbstständigkeit und Freiheit. Abschluss bildet die letzte siegreiche Schlacht am Little Bighorn.

Der dritte Teil beginnt mit der Flucht nach Kanada und beschreibt die letzten Jahre des Häuptlings bis zu seinem Tod.

Am Ende greift der Autor nochmals die Rahmenhandlung auf. David begreift, dass in ihn das Blut der Lakota fließt und das dies kein Widerspruch zu seiner aktuellen Interessen in der digitalen Welt ist. Er möchte vom Großvater das Spielen der Flöte lernen. Es gilt, die Tradition nicht zu vergessen. Obiges Zitat fällt in diesem Abschnitt.

Der Schriftstil des Buches weist etliche Feinheiten auf. Die Geschichte wird lebendig und spannend erzählt. Es sind wichtige Episoden aus dem Leben von Tatanka, die mir als Leser nahegebracht werden. Die Freude über den ersten geschossenen Büffel, die Trauer über den Tod des Vaters, die Achtung, die ihm als Häuptling entgegengebracht wird, seine Großzügigkeit und Freigiebigkeit sind nur einige der Themen, die berührt werden. Gleichzeitig werden die Lebensverhältnisse der Lakota ausführlich dargestellt, sei es der Inhalt eines Tipis, die vielfältige Verwendung der erlegten Büffel, der Sonnentanz, Aufbau und Funktionsweise einer Schwitzhütte und vieles mehr. Eingebettet in die Handlung sind Sagen und Mythen der Lakota. Besonderer Wert wird auf die Wiedergabe der wesentlichen Visionen von Tatanka gelegt. Die weißen Amerikaner werden durch ihr Tun charakterisiert. Zusätzlich äußern die Lakota ihre Meinung zu den neuen Mitbewohnern. Die eigentliche Erzählung ist aber nur ein Teil des Buches. In gelber Schrift sind zusätzliche Informationen in Randkästchen enthalten. Ich als Leser kann also entscheiden, wann ich die lese. Gleiches gilt für Zitate, die fett an der Seite eingefügt wurden. Lieder und Gedichte der Lakota werden in gelber Schrift im Text gekennzeichnet.

Neben dem Text besticht das Buch durch die vielfältigen und anschaulich wiedergegebenen Zeichnungen. Es ist erstaunlich, wie gut die Bilder Stimmungen wiedergeben. Einige gehen über eine Doppelseite, sind in einer Grundfarbe gestaltet, die nur in geringfügig im Farbton variiert. Eine Büffeljagd und Kriegsgeschehen werden so dargestellt. Andere Illustrationen sprühen vor Farbe und zeigen selbst minimale Details. Das gilt auch für die malerische Darstellung der Personen. Meine Lieblingsbilder sind der Blick ins Gebirge auf den Seiten 100/101 und der Vogel auf Seite 90.

Das Buch wird ergänzt durch den Stammbaum von Tatanka, eine Karte des den Lakota per Vertrag zugesicherten Landes und des Territoriums, was ihnen bis heute blieb, Zitate über Tatanka und eine Bibliografie.

Das Cover zeigt Tatanka mit seinem Federschmuck während seiner Reise mit Buffalo Bill über den Heiligen Bergen der Lakota. Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe nicht nur die Biografie einer Persönlichkeit gelesen, sondern gleichzeitig den Untergang eines Volkes gedanklich miterleben müssen. Das Recht des Stärkeren hat für Leid und Trauer gesorgt. Die Folgen sind bis heute spürbar. Es geht aber auch um Freundschaft und gegenseitige Achtung, um Verrat und Gier.