Rezension

Der letzte freie Häuptling

Die Geschichte des Sitting Bull - Erik Lorenz

Die Geschichte des Sitting Bull
von Erik Lorenz

Bewertet mit 5 Sternen

Der zehnjährige David vom Stamm der Sicangu Lakota, kennt die Gestalt des Sitting Bull nur als mystische Figur der Vergangenheit. Doch bei einem Besuch bei seinem Großvater erzählt ihm dieser vom letzten freien Häuptling, der bis zum letzten Atemzug für die angestammten Rechte seines Volkes gekämpft hat. Er erzählt von der weiten Prärie, den Ritualen und Traditionen, dem aussichtslosen Kampf gegen die selbstgerechten, lügnerischen Weißen, aber auch von Fehlentscheidungen, Kurzsichtigkeit, Verrat und falschem Stolz. David lernt, was es bedeutet mit Tradition und einer schweren Vergangenheit auch im 21. Jahrhundert er selbst zu sein, ein Lakota, ein moderner Junge in einer modernen Welt.

Dieses Buch überwältig von der ersten Seit an. Es ist ein edel ausgestattetes, großformatiges Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Große, oft doppelseitige, durchgehend farbige Illustrationen von Claudia Lieb machen die Welt der Lakota noch einmal so lebendig wie die phantastische Geschichte selbst.

Die Rahmengeschichte vergisst man fast in dem Moment, in dem die Geschichte um Sitting Bull beginnt. Der Leser taucht in die lebendige, realistische Welt der Indianer ein, man lebt mit ihnen. Es wird nichts verschwiegen, nichts beschönigt. Die Indianer sind keine romantisierten „edlen Wilden“, sie begingen Fehler, waren von Stolz, kriegerischen Traditionen, ja auch Machtgier und Rachedurst verblendet. Dass die Weißen fast ausschließlich in arroganter, schurkischer Rolle dargestellt sind bleibt der Realität geschuldet, doch Sitting Bull hatte auch Freunde und Fürsprecher. Nicht alle waren falsch, doch die waren oft nicht in der richtigen Position. Die Geschichte Amerikas ist mit Blut geschrieben, das ist Realität. Diese eindrucksvolle Romanbiografie zeigt den letzten Kampf eines untergehenden Volkes. Sie erzählt von Sitting Bull, der zu einem der einflussreichsten Häuptlinge aufstieg und einem der letzten Widersacher der weißen Regierung. Ein starker Mann, gebunden an seine Tradition, der nicht immer die richtige Entscheidung traf, doch immer im Sinne seines Volkes handeln wollte.

Dieses Buch beeindruckt in allem. Gestaltung und Inhalt verbinden sich zu einem Schmuckstück, zu einem Buch, das man jederzeit gerne wieder zur Hand nimmt. Gespickt mit zahlreichen Zitaten zu Sitting Bull und dem Kampf um das Land unterfüttert das realistische Bild, das diese Geschichte von Sitting Bull liefert! Ein ausgezeichnetes Buch, das ich jedem, der sich für Indianer und die Geschichte des Indianerkrieges , aber auch für jeden, der sich für (Roman-)Biografien, interessiert. Verdiente 5 Sterne!