Rezension

Skurril, fantastische, etwas ganz Besonderes

Marina - Carlos Ruiz Zafón

Marina
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 5 Sternen

Oscar ist Schüler eines Jungeninternats. Eines Tages begegnet er Marina und ihrem Vater German, der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft und einem spannenden Puzzle, das die beiden Jugendlichen durch ein Barcelona fern unserer Zeit führt. Wer ist die Dame in Schwarz, der sie immer wieder begegnen? Oscar und Marina folgen den Spuren, die sie erhalten und begegnen dabei verschiedenen Personen, die mit ihrer Geschichte ein weiteres Puzzleteil hinzufügen.

Oscar, der Protagonist, gerät da wirklich in eine atemberaubende Geschichte hinein, die nicht nur bezaubernd in der Freundschaft und dem Leben von Marina und ihrem Vater ist, sondern sich auch als gruselig, mysthisch und stellenweise sehr grotesk herausstellt. Er selbst erzählt die Geschichte und gestaltet dabei einen Rahmen in Form von Prolog und Epilog, die beide in der Zukunft der Geschichte spielen. Das Buch an sich, der eigentliche Inhalt ist ein Rückblick aus Oscars Sicht, eine Erzählung von Erlebten in einem bestimmten Zeitrahmen.

Die Geschichte wirkte auf mich sehr intensiv, sehr eindringlich. Es gleicht wirklich einem Puzzle, dessen Teile Oscar sich mühsam zusammen sucht und manchmal auch geschenkt bekommt. Und erst am Ende setzt es sich auch für den Leser zusammen. Man lernt mit ihm zusammen so viele unterschiedliche Charaktere kennen, von denen jeder für sich etwas eine besondere Geschichte hat. Ihr Leben, ihre Eigenarten und auch ihre körperliche Verfassung sind fast schon liebevoll beschrieben. Auch die Wortwahl Zafons, die manchmal etwas eigenwillig erscheint, macht den besonderen Flair dieser Geschichte aus und hebt sie hervor.

Inhaltlich macht man sich seine Gedanken, rätselt mit Oscar mit und ist doch immer wieder über den Verlauf und die Wendungen erstaunt. Die schwarzen Schmetterlinge geben dem Buch einen roten Faden, der in jedem einzelnen Puzzlestück zu finden ist.
Nicht immer sind die Szenen schön, oft erinnern diese schon fast an Horror und sind gruselig und sehr einprägend geschrieben. Zafon fürchtet sich also nicht vor dem Hässlichen, vor dem Brutalen und auch nicht vor dem Tod, der die Protagonisten allgegenwärtig begleitet.

Fazit

Carlos Ruiz Zafón entführt den Leser in ein atemberaubendes Barcelona, nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch in eine andere Welt, eine fast schon fantastische Welt, die beängstigend und skurril anmutet. Die Charaktere sind originell und einzigartig geprägt, ihre Beschreibungen oft sehr liebevoll und realistisch. Wie immer besticht das Buch durch die Wortwahl des Autors und seinen außergwöhnlichen Stil, mit dem sich sicher nicht jeder anfreunden kann.