Rezension

Spannende Zeitreise zweier Kinder

Ypsilon - Andreas Hüging

Ypsilon
von Andreas Hüging

Bewertet mit 5 Sternen

„...Setze einen Fuß vor den anderen, dann erreichst du jedes Ziel!...“

 

In der alten Fabrikruine in Ypsilon treffen sich die Boyzz, eine Kinder- und Jugendgang. Ein geheimnisvoller Fremder in Schwarz bestimmt, wie sie sich zu verhalten haben. Heute beobachten die Zwillinge Mascha und Jossi aus ihrer Wohnung, wie die Gruppe einen Hund jagt. Der läuft davon. Die Zwillinge suchen ihn am nächsten Tag, um ihm zu helfen. Als sich die Bande auf ihre Spur setzt, überqueren sie mit einem Boot, das im rechten Moment erscheint, den Fluss. Dabei hilft ihnen eine Münze, die in einer Geldbörse war, die auf dem Steg lag. Am anderen Ufer aber stellen sie fest, dass sich ihrer Welt völlig verändert hat. Die Hochhäuser von Ypsilon sind nicht mehr zu sehen, dafür steht in einiger Entfernung ein Burg, die sie nicht kennen. Der Fährmann mit seinem Boot ist verschwunden.

Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Er versetzt die Protagonisten in ein Reich, wo ein Graf als Alleinherrscher regiert. Lüge, Gier und Verschlagenheit sind die Säulen seiner Macht. Doch es zeigt sich, dass es ihm trotz geschickter Manipulation nicht gelungen ist, in allen seinen Untertanen die Menschlichkeit abzutöten. Plötzlich regt sich Widerstand.

Der Sprachstil ist für die Zielgruppe angemessen. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Mascha und Jossi zeichnen sich durch Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Mut aus. Als Zwillinge haben sie eine besondere Antenne zueinander. Chico, Chef der Boyzz, ist in seiner Gruppe nicht unumstritten. Hinzu kommt, dass er sich widerstandslos dem Fremden unterordnet. Schön wird dargestellt, wie insbesondere in der Gruppe der Fänger Angst und Abhängigkeit mit Freiheitsdrang und Widerstand konkurriert. Ein außergewöhnlicher Protagonist ist Luba, der Hund. Warum, wird am Ende des Buches klar. Obiges Zitat ist für einen der Protagonisten Handlungsanweisung. Das Leben in der Vergangenheit wird gut beschrieben. Über das gegenwärtige Ypsilon allerdings erfährt man nur das Notwendigste. Eine besondere Rolle im Buch kommt dem Fährmann und seinen Lied zu. Mit ihm und dem Alchimisten zieht eine Spur Mystik in die Geschichte ein.

Als besonderes Element befindet sich im Buch sowohl auf den inneren Umschlagseiten als auch zu Beginn eines jeden Kapitels eine Zeichnung mit einer verschlüsselte Information. Diejenige über den Kapitelüberschriften ist dann im jeweiligen Kapitel enthalten. Mir hat es Spaß gemacht, selbst auf die Auflösung zu kommen, zumal die Kapitelüberschriften mit gleichen Symbolen verschlüsselt sind. Auf der hinteren Umschlagseite befinden sich die Zeichnungen von den Orten beiderseits des Flusses.

Das Cover mit Fluss, Fährmann, Wald und vielen Tieren ist ansprechend gestaltet.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es wird eine spannende Geschichte erzählt. Dabei werden Werte wie Mut und Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft und Freiheitswillen thematisiert.