Rezension

Sprungschanze

Das Apfelblütenfest - Carsten Sebastian Henn

Das Apfelblütenfest
von Carsten Sebastian Henn

Zum Inhalt:

Jules ritzt im Alter von 9 Jahren ein Stellenangebot für eine Haushaltshilfe in einen Baum. Über zwanzig Jahre später meldet sich Lilou und eine bittersüße Liebesgeschichte beginnt, überschattet von dem Wissen um finanzielle Probleme und eine schwere Krankheit.

 

Mein Eindruck:

Bei dieser Geschichte fühlte ich mich an eine Sprungschanze erinnert. Ein toller Start ganz weit oben, aber von da an ging es bergab. Nur ganz zum Schluss - im Auslauf - fand sich eine kleine Steigung, die jedoch bei weitem nicht auf die Höhe des Ausgangspunktes führte.

Der Plot klingt verheißungsvoll: Ein Weingut, ein armer kleiner Junge, der zu einem liebenswerten Mann wird, welcher sich für seine Angestellten und Freunde interessiert. Eine schöne, junge Frau, Heilpraktikerin mit großem Herzen, Hund und Katze und ein schweres Schicksal.

Und Herr Henn kann sehr bildhaft beschreiben, so dass man Wein und Meer förmlich schmecken und riechen kann. Er erfindet wundervolle, kauzige Figuren, mit denen man lieben und leiden könnte, der Verlag sorgt für ein traumhaftes Cover und dann... folgt eine Enttäuschung, die möglicherweise deshalb so groß ist, weil die Erwartungshaltung durch die guten Zutaten ins Unermessliche steigt und der Autor bei dem Versuch, diese zu bedienen, für meinen Geschmack überdreht.

Die Geschichte wird zu "zu". Zu spektakulär, zu dramatisch, zu übertrieben, die Protagonisten zu egoistisch, zu sprunghaft und damit zu unsympathisch und das Ende mit Ansage zu kitschig.

Am absoluten Ende schließt sich zwar der Kreis zum guten Beginn und ich wurde ein bisschen versöhnt. Leider reicht das aber nicht, um den großen Mittelteil vergessen zu lassen.

Mein Fazit:

Tränendrüsenstory vom Reißbrett

2 Sterne für den Anfang und das Ende