Rezension

Stephen King über Stephen King

Das Leben und das Schreiben - Stephen King

Das Leben und das Schreiben
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Stephen King bleibt nicht auf seinem Werk sitzen, sondern lässt sich von angehenden Autoren und neugierigen Lesern in die Trickkiste schauen. In diesem Buch schildert er in einer Kurzbiographie, wie er zum Meister des Horrors aufgestiegen ist, und warum er sich Jahrzehnte hindurch als blendende Supernova am Firmament der Autoren der dunklen Schreibzunft hält.

Stephen King zählt zu meinen Lieblingsautoren, wenn er nicht sogar der eine Lieblingsautor ist. Ich mag seine philosophischen Einblicke, die langsame Art, wie er ruhig bombastische Geschichten erzählt, wie er mich einwickelt und mir ein Gefühl für die Lebendigkeit seiner Figuren gibt, dass mir beim Lesen sogar ihr Pulsschlag ins Auge springt.

In „Das Leben und das Schreiben“ erzählt er, wie er überhaupt Schriftsteller geworden ist. Es fängt in seiner Kindheit an, zieht sich über die Schulzeit bis zur Highschool. Er berichtet davon, wie er sich am College durchschlug und wie es war, den Sprung zu wagen und sich allein auf das Schreiben zu konzentrieren. 

Besonders ausführlich schildert er, dass er nie wegen des Geldes geschrieben hat, sondern es ein essentieller Bestandteil seiner Selbst ist. Das mag man bezweifeln oder nicht. Ich glaube ihm, weil er es nach mehr als 80 im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Werken meiner Meinung nach nicht mehr notwendig hat, sich an den Schreibtisch zu setzen. Dennoch schildert er, wie wichtig es für ihn und seine Familie war, dass er Geld verdient und das Glück hatte, durchgehalten und den richtigen Moment erwischt zu haben.

Die Ausführungen zu seinem Werdegang fand ich sehr interessant. Normalerweise sind mir die Personen hinter Geschichten eher egal. Es fragt auch bei meinem Job niemand, wer der Mensch hinter meiner Leistung ist. Und trotzdem ist im Laufe der Jahre eine Bewunderung für meinen liebsten Horror-Autor entstanden, weil er mich mit seinen Romanen meistens mitten in der Seele trifft oder schaurig gut zu unterhalten weiß.

Im zweiten Teil des Buches breitet King seinen Werkzeugkasten für angehende Schriftsteller aus. Dieser Teil war aufschlussreich. Er gibt Einblick in seine Arbeitsweise und welches Verständnis er vom Schreiben hat.

Bemerkenswert empfand ich das Kapitel über das Wesen des Schreibens. King bezeichnet es als Telepathie und hat meiner Meinung nach mit seiner Argumentation vollkommen recht.

„Ich habe meinen Mund nicht geöffnet, und Sie Ihren auch nicht. Wir befinden uns noch nicht mal im gleichen Jahr, vom Ort ganz zu schweigen ... und doch sind wir zusammen. Wir sind uns nahe. Unsere Gedanken treffen sich.“ (S. 131)

Es folgen Ausführungen zu Grammatik, Rechtschreibung und wie ein Schriftsteller seinen Stil findet. Er führt Übungen und Beispiele an und vermittelt allgemein einen Blick auf den Arbeitsalltag eines Autors. 

Kings Ton ist amüsiert. Ich fühlte die Begeisterung für das Schreiben und Erzählen, die Dankbarkeit für seinen Lebensweg, der völlig anders hätte laufen können, und ich habe mich sogar durch die Schreibtipps unterhalten gefühlt, weil sie witzig beschrieben sind.

Mir hat dieser teils biografische Roman exzellent gefallen. Es war interessant und hat Spaß gemacht, mehr über Stephen Kings Leben und sein Schreiben zu erfahren. Ich bin mir sicher, dass es für Autoren, King-Fans und Interessierte gleichermaßen unterhaltsam und aufschlussreich zu lesen ist.