Rezension

Stimmt

Liebe ist die beste Therapie - John Jay Osborn

Liebe ist die beste Therapie
von John Jay Osborn

Bewertet mit 4 Sternen

Ohne Liebe und Zuneigung ist eine angeknackste Ehe, die vorübergehend von einem Partner betrogen worden ist, nicht zu retten. Das ist die einfache, aber präzise zutreffende Erkenntnis der Lektüre „Liebe ist die beste Therapie“. Im Weg stehen uns dabei seit unserer Kindheit erlernte Regeln und Verhaltensweisen, die das Verzeihen einer derart herben Enttäuschung nicht zulassen können. Das Zugestehen eines Ausbruchs aus der Ehe mit einem anschließenden Zurückfinden in die Ehe ist eigentlich nicht vorgesehen. Daher lautet zu Beginn des Buches die Prognose für eine erfolgreiche Paartherapie 1000:1.

John Jay Osborn kommt in seiner turbulenten Geschichte mit drei Charakteren aus, die Eheleute Charlotte und Steve sowie die Paartherapeutin Sandy. Entgegen der meiner Wahrnehmung nach aktuellen Mode, mit möglichst wenigen Dialogen auszukommen, geht er mit seinem Roman einen konträren Weg. „Liebe ist die beste Therapie“ besteht fast ausschließlich aus Dialogen, die während der Paartherapie-Sitzungen bei Sandy stattfinden. Diese werden lediglich von den Sandys, teilweise sehr witzigen, Gedankenblitzen unterbrochen.

Von den Charakteren war mir die Therapeutin Sandy am sympathischsten. Ihre spontanen, ehrlich anmutenden Gedanken, mit denen sie manchmal gezielt herausgeplatzt ist, ermöglichten den Eheleuten eine andere Sicht auf die in der Vergangenheit liegenden Geschehnisse. Mit ihrer unkonventionellen Art provozierte sie die beiden, nötigte sie zur Aussprache, brachte Gefühle und Verletzlichkeit ans Tageslicht.

Charlotte und Steve mochte ich zu Beginn der Paartherapie nicht wirklich gern. Beide, Charlotte etwas mehr als Steve, waren sehr funktionsorientiert unterwegs. Die eigene Persönlichkeit war bei beiden irgendwie abhanden gekommen. Mit ihrer Findung zu sich selbst und der erneuten Annäherung kamen die beiden auch mir näher.

Fazit: Diesen Osborn empfehle ich allen, die in einer Beziehung leben und bereits die rosarote Brille abgesetzt haben. Sehr kurzweilig werden ganz nebenbei potentielle Probleme von Paaren sowie ein möglicher Umgang damit thematisiert. Manches kennt man aus der eigenen Beziehung, manches ist einem fremd. Die Erkenntnis nicht allein betroffen zu sein, ist beruhigend.