Rezension

Symbiose zweier Frauengeschichten

Der Faden der Vergangenheit
von Felicity Whitmore

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Buch ist nicht einfach ein historischer Roman. Es ist ein Gesellschaftsportrait der damaligen Zeit – und der heutigen. Denn das besondere an dem Buch ist die Symbiose zweier Frauengeschichten und deren Parallelität in Vergangenheit und Gegenwart.

Das Buch ist nicht einfach ein historischer Roman. Es ist ein Gesellschaftsportrait der damaligen Zeit – und der heutigen. Denn das besondere an dem Buch ist die Symbiose zweier Frauengeschichten und deren Parallelität in Vergangenheit und Gegenwart.

Zum einen ist da Abigail. Sie ist im 19. Jahrhundert die reiche Frau eines Baumwollfabrikanten, die darum kämpft das Leben der vielen armen Arbeiterfamilien zu verbessern und dabei auf allen Seiten auf Hindernisse stößt. Zum anderen wird Melodys Geschichte erzählt. Sie lebt in unsere Zeit und wurde gerade zur Staatsanwältin befördert, allerdings nicht in London, wo sie bisher mit ihrer Familie lebte, sondern in Stockmill, der Heimat ihrer Vorfahrin Abigail. Sie zieht in deren ehemaliges Anwesen und stößt auf Abigails bewegende Geschichte. Melody begibt sich auf Spurensuche: Wer war ihre Vorfahrin? Wie ihr Leben? Warum hat sie sich für die Armen eingesetzt? Und warum haben diese Bemühungen ein scheinbar so tragisches Ende genommen?

Während die Geschichte der beiden Frauen erzählt wird, stechen Parallelen ins Auge. Beide sind mutige, selbstbewusste und selbstständige Frauen, die aber von gesellschaftlichen Konventionen gefesselt werden und so große Schwierigkeiten haben ihr Glück zu finden. Beide fühlen sich eingeengt, unter Druck gesetzt und wünschen sich mehr Freiraum. Beide wissen nicht so recht, was sie von ihrer Ehe und der Liebe erwarten dürfen. Damit ist das Buch mehr als ein historischer Roman, der den Leser viel über die damalige Zeit vermittelt, Emotionen weckt und die spannende Geschichte zweier beeindruckender Frauen erzählt – es ist auch ein Gesellschaftsportrait, das nachdenklich stimmt und Frauen Mut macht. Das gefällt mir.

Rechnet man jetzt noch ein wirklich tolles Buchfinale hinzu, das mich in vielerlei Hinsicht überraschen konnte, steht unterm Strich ein großes Lob an die Autorin und der Wunsch auch die Fortsetzung der Geschichte zu lesen.