Rezension

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tiefgründig, einfühlsam, vielschichtig - einfach ein mitreißendes Buch

Marias letzter Tag - Alexandra Kui

Marias letzter Tag
von Alexandra Kui

Bewertet mit 4 Sternen

Marias letzter Tag von Alexandra Kui
 
Ab und zu brauche auch ich mal eine Pause von den fantastischen Welten, die viele Autoren und Autorinnen zu bieten haben. Da kam es mir sehr gelegen, dass ich einen neuen, aufregend klingenden Jugendroman in der Programmvorschau vom cbt Verlag gefunden habe. „Marias letzter Tag“ von Alexandra Kui sprach mich nicht nur an, weil das Buch sozusagen meinen Namen trägt, sondern auch der Klappentext konnte mich überzeugen. Und so lernte ich, dank dem cbt Verlag, die Schattenseiten der Freundschaft von Lou und Maria kennen. Daher möchte ich mich herzlichst bei dem cbt Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.

Maria ist die Königin ihrer Klassenstufe. Sie ist wunderschön, hat gute Noten und ist beliebt. Außerdem hat sie selten schlechte Laune und strahlt immer vor Glück und Freundlichkeit. Lou hingegen schwelgt in dunklen Gedanken, kann keine Nacht ohne ihren Fernseher einschlafen und bezeichnet ihr Zuhause als Titanic. Doch beide, obwohl sie so unterschiedlich sind, sind beste Freundinnen, die bisher nichts trennen konnte. Eigentlich scheint es auch wieder ein ganz normaler Schultag zu werden, aber Maria ist plötzlich abwesend und schlecht gelaunt. Das passt gar nicht zu ihr und Lou macht sich große Sorgen um Maria. Allerdings werden diese Sorgen von den ersten Annäherungsversuchen von Lous Schwarm, überschattet und Lou vergisst die schlechte Laune ihrer besten Freundin, jedenfalls bis zum nächsten Morgen. Lous Mutter steht plötzlich früh am Morgen an ihrem Bett und verkündet ihr, dass Maria im Krankenhaus liegt. Voller Sorge macht sich die „Besatzung der Titanic“ ins Krankenhaus auf, um Maria zu besuchen. Dabei verrät ihr Lous Vater seinen verhängnisvollen Verdacht. Er denkt, dass Maria Selbstmord begehen wollte. Aber warum hätte die lebensfrohe, kluge und schöne Maria sich umbringen sollen? Lou kommt hinter Marias Geheimnis, welches sogar ihre eigenen Eltern vor ihr verborgen hielten und merkt, dass es Zeit etwas zu ändern. Lou beschließt ihren langgehegten Wunsch von einem eigenen Youtube-Channel in die Tat umzusetzen, ohne zu ahnen auf welche Katastrophe sie zusteuert...

Mit „Marias letzter Tag“ hat Alexandra Kui einen lehrreichen Jugendroman erschaffen, der unter anderem aufzeigt, dass Ängste nicht ohne Grund existieren und man es mit der Selbstdarstellung nicht übertreiben sollte. Anfänglich erschwerte mir der Aufbau des Buches und der plötzliche Beginn der Geschichte das Schmökern. Man wird in die Geschichte nicht wirklich eingeführt und weiß erst nicht, was hier geschieht. Ich musste mich auch erst an die Aufteilung des Buches gewöhnen, denn Lou erzählt sozusagen ihre Geschichte, die aber immer wieder von Beschreibungen einzelner „Youtube Videos“ unterbrochen wird. Es war daher etwas kontraproduktiv diese Aufteilung auch gleich am Anfang einzusetzen, denn dass hat mich zusätzlich verwirrt. Allerdings konnte ich mich nach 40 Seiten an all das gewöhnen und fing an die Geschichte zu genießen. Ich mag die Idee des Buches sehr. Da Alexandra Kui nicht alles schwarz weiß beschreibt, wirkt das ganze Buch und die Geschichte darin sehr authentisch und glaubwürdig. Ich finde, dass das Buch die Gedanken und Gefühle Jugendlicher sehr gut widerspiegelt und aufzeigt, dass hinter vielen Videos, die veröffentlicht werden, eine ganz andere Botschaft steht, als sie bei den Zuschauern ankommt. Jeder von uns weiß, wie gefährlich das Internet ist. Dass Alexandra Kui allerdings speziell das Phänomen „Youtube“ aufgreift, finde ich großartig, da es doch ein sehr neuartiges Thema ist. Ebenso wie die Geschichte, sind auch die Charaktere sehr vielschichtig. Lou ist eher ein zurückhaltendes, grüblerisches junges Mädchen, dass sich, hinter der glücklichen und lebenslustigen Maria versteckt. Aber Lou fand ich sehr erfrischend. Sie ist eben nicht die absolute Heldin, der alles in den Schoß fällt – ganz im Gegenteil. Ich konnte mich mehr mit Lou identifizieren, als mit meiner eigentlichen Namensvetterin. Denn Lou macht viele wichtige Erkenntnisse und ruht sich darauf aber nicht auf, sondern geht einen Schritt weiter. Sie stellt sich ihren Ängsten, worum es in diesem Buch auch hauptsächlich geht, und versucht auch andere dazu zu bewegen, sich ihren Ängsten zu stellen. Sie nimmt nach und nach Marias Platz ein, die relativ früh im Buch „lahm gelegt“ wird. Maria war mir etwas suspekt. Ich kann ihre Beweggründe verstehen, aber ihre Art und Weise, hat mich etwas gestört. Ich hatte beim lesen immer das Gefühl, dass sie Lou von oben herab behandelt, weil sie so viel erwachsener ist, als alle anderen in ihrer Umgebung. Aber das was ihr und ihrer Mutter widerfahren ist, ging an mir nicht spurlos vorbei. Mit beiden litt ich wirklich mit und ich finde, dass zeichnet ein gutes Buch aus. Egal wir sympathisch oder unsympathisch (auch solche muss es geben) ein Charakter ist, man muss mit ihnen mitfühlen können. Denn nur dann ist ein Buch wirklich gut. Es gibt nichts schlimmeres, als Bücher, in denen einem die Charaktere und ihre Schicksalsschläge egal sind.
Das Cover von „Marias letzter Tag“ ist aufgrund der Farbe sehr auffällig. Ich mochte den Bezug zu der Geschichte, der mit diesem „Play-Button“ hergestellt wurde.
Alexandra Kui hat mit „Marias letzter Tag“ ein wahrhaft großartiges Debüt im Genre Jugendroman hingelegt. Für jeden der Spaß an tiefgründigen Jugendromanen hat, ist dieses Buch ein absolutes Muss.