Rezension

Tod im Grafenwald

Aufblattelt -

Aufblattelt
von Martina Parker

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Man lernt nie aus. Bis zu "Aufblattelt" von Martina Parker wusste ich gar nicht, dass es das Genre "Gartenkrimi" gibt. In diesem Fall lautet die Mischung Cozy Krimi mit ein wenig Adelssatire, Ökokrimi und Kräuterwissen, dazu eine Love Story über Gesellschafts- und Standesgrenzen hinweg. Das ganze angesiedelt im österreichischen Burgenland und teilweise herausfordernden Dialekt-Einschüben, die aber mit Fußnoten für die Übersetzung ins Hochdeutsche versehen sind. Die Piefkes unter den Lesern danken es!

Es sind nicht zwei Königskinder, die hier zusammenkommen, aber immerhin der Sohn eines Grafen und die Enkelin einer Dorf-Außenseiterin, die - politisch korrekt ausgedrückt - einer ethnischen Minderheit aus Södosteuropa angehört. Bei einem Umweltprotest im Wald, im Kampf gegen Abholzung, findet das ungleiche Paar zusammen, doch die Liebe zwischen Isabella und Ferdinand ist überschattet: Dieunstandesgemäße Oma verflucht die aristokratische Mischpoche bereits auf der Hochzeit und beim Hochzeitsessen bricht die Stiefschwester Ferdinands tot zusammen. 

Ein Unglück, oder dorch die Folge vom Omas Fluch? Und es wird nicht der einzige Todesfall bleiben, mal ganz zu schweigen von den Tieren, die im gräflichen Wald gewildert werden. Isabellas Freundin, die Journalistin und alleinerziehende Mutter Vera, recherchiert in der Sache, Dorfpolizistin Marlies ermittelt. Beide Frauen gehören wie die kräuerkundige Isabella dem "Club der grünen Daumen" an, dessen Mitglieder nicht nur begeistert gärtnern, sondern auch altes Wissen über die Wirksamkeit von Pflanzen teilen. 

Das ist dann der Gartenteil des Krimis, in dem Skurriles, Humor und Ernsthaftes gemischt werden. Denn auch wenn manches Heimat- und Adelsfilm-Klischee genüsslich ausgewalzt wird, gibt es auch aktuelle Themen wie Umweltzerstörung für Profit, Korruption, Mobbing, sexuelle Belästigung und psychische Erkrankungen. 

Dabei gelingt es der Autorin durchaus, eine Balance zu halten. Natürlich ist manches recht überspannt und scheint dann schwer vereinbar mit einer mehr realitätsbetonten Handlung. Aber insgesamt fühlte ich mich mit "Aufblattelt" gut unterhalten. Die Protagonistinnen sind liebenswert, manchmal etwas übertrieben, und bei allem Herz-Schmerz-Adelsleut bleibt der Plot spannend. Doch, so ein Gartenkrimi mag Neuland für mich sein, ist aber alles andere als langweilig - auch für Menschen wie mich, denen jeglicher grüne Daumen völlig abgeht.