Rezension

Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens - Elia Barceló

Töchter des Schweigens
von Elia Barceló

Bewertet mit 4 Sternen

Kurz zum Inhalt

Freundschaft heißt, gemeinsam ein Geheimnis zu bewahren – denn die Wahrheit kann tödlich sein...

 

Margarita, Magdalena, Maria Theresa, Soledad, Candelaria, Maria del Carmen und Ana Maria – sieben Freundinnen, die ein dunkles Geheimnis miteinander teilen...

 

1974 trennen sich die jungen Frauen nach einem tragischen Ereignis auf Mallorca und finden erst 2007 wieder zusammen.

Man könnte meinen, die Jahre hätten sie entzweit, aber offensichtlich hat sie dieses Erlebnis stark zusammengeschweißt, denn die Freundschaft besteht noch immer, trotz der langen Zeit, in der man sich nicht gesehen hat. Das allein ist schon außergewöhnlich, aber die Umstände sind es noch mehr, denn eine der Freundinnen hat Selbstmord begangen, so scheint es auf den ersten Blick... Und doch stellt sich dieser Todesfall als Mord heraus...

 

Hier ist es schwierig, mehr über den Inhalt zu sagen und nicht zuviel zu verraten, von daher Schluss an dieser Stelle, da ich denen, die das Buch noch lesen möchten, weder den Spass noch die Spannung nicht verderben möchte...

 

Mein Eindruck

Dass die Autorin, wie sie selbst am Anfang des Buches erwähnt, persönliche Erfahrungen miteinfließen ließ, macht das Buch noch authentischer. Man merkt, dass sie weiß, wovon sie schreibt. Sie legt viel Augenmerk auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, deren Verstrickungen und die Probleme, die sich daraus ergeben. Die Charaktere sind klar „umzeichnet“ und ermöglichen dem Leser so einen tiefen Einblick in Gefühlswelten und Hintergründe/die Vergangenheit.

 

Ihre Sprache ist sehr klar und fast schon als malerisch zu bezeichnen. Sie beobachtet äußerst detailliert und legt viel Wert auf Präzision, was bei anderen Autoren oft leider nur bemüht wirkt, bei ihr hingegen macht es zu einem Großteil die Magie des Buches aus.

Da auf dem Klappentext der Vergleich mit Carlos Ruiz Zafon gezogen wird (den ich - nebenbei gesagt - sehr verehre und dessen Bücher ich bislang nicht nur gelesen, sondern geradezu „verschlungen“ habe), möchte ich auch dazu kurz etwas sagen: diesen Vergleich kann man ziehen, sollte man aber nicht, denn Elia Barcelo hat sich durchaus ihren eigenen Platz verdient, da sie auf ihre ganz eigene, besondere Weise schreibt.

 

Geschichten dieser Art gibt es natürlich schon einige auf dem Markt, aber Elia Barcelo schafft es, dieses Buch zu einem besonderen Ereignis zu machen und das Thema fast schon wieder neu „aufzurollen“/darzustellen anhand ihres Stils und ihrer scharfen Beobachtungsgabe. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass sie persönliche Erfahrungen miteinfließen ließ, in welchem Rahmen auch immer.

 

Mir gefallen zwei Erzählperspektiven eigentlich in den wenigsten Fällen, weil ich mich dann immer so aus der Geschichte „herausgerissen“ bzw. hin- und hergerissen fühle, aber Elia Barcelo macht das auf eine Weise, die mir sehr angenehm war und dieses Gefühl überhaupt nicht aufkommen ließ.

 

Sehr gelungen fand ich auch das Cover, das meine Aufmerksamkeit im Buchladen auch auf das Buch gelenkt hätte, wenn ich hier nicht die Leseprobe gefunden hätte.

Die rauen Wellen, die einsame, junge Frau auf dem Steg, deren Blick gedankenverloren aufs Meer hinausgeht – das alles trifft ganz gut den Kern der erzählten Geschichte; so wird anhand des Covers schon ein wenig auf die Zerrissenheit der Protagonisten hingewiesen.

 

Mein Fazit

Ein sehr gelungenes Buch mit einer malerischen-schönen Sprache und durchaus auch einigen Spannungselementen, bei dem die verschiedensten Eindrücke auf einen einprasseln und das man eigentlich keinem Genre so recht zuordnen kann (und es auch gar nicht sollte) und das somit – völlig berechtigt - eine breite Leserschaft ansprechen dürfte.

Für mich ist Elia Barceló eine Autorin, deren Namen man sich merken sollte !