Rezension

Tödliche Tattoos

Der Giftzeichner
von Jeffery Deaver

Als der amerikanische Autor Jeffery Deaver 1997 in dem Thriller „Der Knochenjäger“ den querschnittsgelähmten New Yorker Forensiker Lincoln Rhyme als Hauptfigur einführte, konnte er es sich sicher nicht vorstellen, welch großen Erfolg er mit diesem ungewöhnlichen Protagonisten haben würde. Mittlerweile ist diese erfolgreiche Reihe auf elf Bände angewachsen, und in „Der Giftzeichner“, dem neuesten Fall, ermittelt Rhyme wieder gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Polizistin Amelia Sachs, in einer ganz besonders abscheulichen Mordserie.

Eine junge Frau wird in einem unteririschen Tunnel ermordet auf gefunden. Die Untersuchung der Leiche ergibt, dass sie unter unvorstellbaren Schmerzen  an einer Tätowierung gestorben sein muss, die mit einer giftigen Substanz in ihre Haut geritzt wurde. Und sie soll nicht die einzige Tote bleiben. Jeder, der sich dem „Giftzeichner“ in den Weg stellt, erleidet das gleiche Schicksal. Er überwältigt seine Opfer, verschleppt sie in unterirdische Gänge und tätowiert sie mit giftigen Extrakten, die er aus den entsprechenden Pflanzen selbst hergestellt hat, sodass sie einen qualvollen Tod erleiden. Nicht nur die Bewohner New Yorks  sind in Alarmbereitschaft, sondern auch Lincoln Rhymes Team, denn ein Fetzen Papier am Fundort der ersten Leiche stellt die Verbindung zu einem früheren Fall her.

Deavers Thriller garantieren immer wieder Hochspannung ab der ersten Seite, und das trifft auch auf den „Giftzeichner“ zu. Es sind verschiedene Faktoren, die dafür verantwortlich sind: einerseits der in (fast) allen körperlichen Funktionen eingeschränkte, aber mit einem messerscharfen Verstand ausgestattete Lincoln Rhyme, der in akribischer Arbeit jeden noch so kleinsten Hinweis entschlüsselt. Auf der Gegenseite immer (!) ein kriminelles Mastermind, skrupellos und mit allen Wassern gewaschen. Dazu kommen detaillierte Informationen zur Ermittlungsarbeit, wie im vorliegenden Fall zu Giftpflanzen und der Kunst des Tätowierens, die interessante Fakten transportieren – man lernt also während der spannenden Lektüre noch etwas dazu. Gut gelungen ist auch die Verbindung, die zwischen dem „Giftzeichner“ und dem alten Fall des „gehetzten Uhrmachers“ (Band 7 der Reihe) hergestellt wird. Und natürlich dürfen auch die für den Autor typischen Wendungen im Handlungsverlauf nicht fehlen, die immer wieder für Überraschungen sorgen, auch wenn man als regelmäßiger Deaver-Leser förmlich darauf wartet.

Ein lobendes Wort zum Schluss: üblicherweise kann man bei den meisten Autoren im Verlauf einer Reihe einen Qualitätsabfall feststellen. Nicht so bei Jeffery Deaver. Hier wird das bekannte und erwartete Niveau jederzeit gehalten, auch im elften Band. Wer nach einem spannenden, unterhaltsamen Thriller Ausschau hält, wird mit „Der Giftzeichner“ bestens bedient. Lesen!