Rezension

Tolle Mischung

Notizen zu einer Hinrichtung -

Notizen zu einer Hinrichtung
von Danya Kukafka

Bewertet mit 4 Sternen

Ansel Packer sitzt im Gefängnis. In wenigen Stunden soll er hingerichtet werden. Doch daran will er nicht glauben. Er hat einen Plan, er glaubt daran, dass er der Justiz mit Charme und Intelligenz irgendwie doch noch ein Schnippchen schlagen kann. Doch was hat er überhaupt getan, dass er mit dem Tode bestraft werden soll?

Danya Kukafka erzählt Packers Geschichte zu großen Teilen anhand bestimmter Frauen. Allen voran die seiner Mutter, die ein plastisches wie erschreckendes Bild von Ansels Geburt und seinen ersten Jahren zeichnet. Ansel selbst spielt dabei nie die Hauptrolle. Dafür sind die verschiedenen Frauenfiguren umso gelungener. Kukafka haucht ihnen gekonnt Leben und Persönlichkeit ein.

Auch ergeht sich Kukafka nicht im Warum und Wie der blutigen Taten Packers, sondern beschreibt vielmehr deren Auswirkungen auf andere Menschen. Sei es die Schwester eines Opfers, Verwandte des Täters oder die ermittelnde Beamtin. Auch die Zukunft, die die toten Frauen nie hatten, wird auf zarte und berührende Weise wiedergegeben. Und nebenbei wird noch ganz ohne Moralkeule die Sinnhaftigkeit der Todesstrafe in Frage gestellt. Kukafka hat sich viel vorgenommen, aber sie hat auch geliefert!

Der Roman liest sich locker weg, ist mal etwas derb, mal bedächtig und mal berührend. Gegen Ende war es mir stellenweise ein klein wenig zu sehr in die Länge gezogen aber über die größten Teile der Geschichte entwickelt sich ein regelrechter Lesesog. Wer einen Mix aus Roman und Krimi sucht der Substanz hat, tolle Figuren und Spannung ganz ohne blutige Mordszenen bietet, der sollte hier definitiv zugreifen!