Rezension

traumhaft

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte - Laini Taylor

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
von Laini Taylor

Bewertet mit 5 Sternen

„»Schau mich bloß nicht so an«, sagte Ruza. »Wie denn?« »Als ob ich ein besonders prächtiges Buch wäre, das du aufschlagen und in einem Rutsch durchlesen willst. Ich sehe doch deine lüsternen, irre funkelnden Augen.“ (S. 254)

Klappentexte! Wer hat sich den Kram bloß ausgedacht? Lazlo klingt im Klappentext wie ein Bücherwurm, der mal die Welt sehen will. Doch Lazlo Strange ist viel mehr als ein Bibliothekar, wobei er nicht mal das ist, sondern ein Lehrling in einer Bibliothek. Aber das sind wohl Kleinigkeiten.

Lazlo Strange wächst die ersten Jahre seines Lebens in einem Kloster auf, in dem er auch seinen Namen erhalten hat. Denn alle Waisen werden in die Klöster gebracht und heißen mit Nachnamen Strange.

„»Keiner von uns ist Mönch geworden, um als Amme zu enden.« […]

»Und keiner von uns ist geboren worden, um als Waise zu enden.«“ (S. 14)

Mit dreizehn Jahren erledigt Lazlo einen Botengang zur Bibliothek und verläßt sie nicht mehr. „Die Bibliothek hat ihren eigenen Willen […]. Wenn sie einen Jungen stibitzt, sollte sie ihn behalten.“ (S. 28). Und so ist Lazlo zum Bibliothekslehrling geworden.

Lazlos Faszination mit der Verborgenen Stadt begann schon in jungen Jahren im Kloster, als er die Geschichten über diese unglaubliche Stadt in der Wüste hörte, mit Kreaturen, die so wundervoll klingen wie ihre Namen, und Kriegern, die die stärksten sind. Doch mit fünf Jahren, tief in ein Spiel vertieft, spürte er Magie. Sie hat den Namen der Stadt gestohlen und so hieß sie für alle nur noch Weep. Lazlo begann darauf hin, alle Geschichten über diese Stadt zu sammeln und hegte den Traum, sie irgendwann (wieder) zu finden. Bis eines Tages diese berüchtigten Krieger in seine Bibliothek kamen. „Die schimmernde Unglaublichkeit dieses Moments ließ Lazlo schwindeln. Als hätte sich sein Traum, des Wartens überdrüssig, einfach auf den Weg gemacht und ihn gefunden.“ (S. 88)

Es werden nicht nur Freiwillige gesucht, die in die Stadt reisen wollen. Es werden Gelehrte gebraucht, die bereit sind das letzte bestehende Problem zu lösen. Doch woraus dieses Problem besteht, erklärt der Gesandte der Verborgenen Stadt nicht. Und zu Lazlos Leid sind Bibliothekare und ihre Lehrlinge keine Gelehrten, sodaß er nicht zum Gesandten vorgelassen wird. „Qualifikation. Das Wort wirkte auf Lazlo so niederschmetternd, als hätte sich plötzlich die Schwerkraft verdoppelt und würde ihn zu Boden drücken. Man musste ihm nicht erst sagen, dass Träumen sich schlecht als Qualifikation eignete.“ (S. 99)

Strange the Dreamer – Der Junge, der träumte ist der Beginn einer wundervollen Reise in eine magische Stadt, die verspricht ein Abenteuer zu werden. Laini Taylor findet Worte, die wie Schokolade klingen und malt in den schönsten Farben: „Zum ersten Mal hörte er die Verborgene Sprache aus dem Mund eines Einheimischen, und sie klang genauso, wie er es sich vorgestellt hatte: Kalligraphie, mit einer in Honig getunkten Feder.“ (S. 91)

Ich bin traurig, den zweiten Teil nicht direkt im Anschluß lesen zu können und verweile einfach vorerst in Lazlos Träumen von der Verborgenen Stadt. Vielleicht kommt ihr uns dort ja besuchen.