Rezension

Überzeugend

Zitronen -

Zitronen
von Valerie Fritsch

Bewertet mit 5 Sternen

August hat eine schwere Kindheit. Zuerst leidet er unter dem gewalttätigen Vater, dann fehlt die Liebe und Nähe zu Mutter, welche dann durch übertriebene Bemutterung bei einer Krankheit hervortritt. Plötzlich findet die allein gelassene Mutter ihren Lebenssinn darin, das kranke Kind zu pflegen und setzt alles daran, August in diesem Stadium des Kranken zu belassen, damit sie eine Aufgabe hat.

Das war mein erstes Buch von Valerie Fritsch und ich muss sagen, dass ich von ihrem Schreibstil begeistert bin. Es ist erstaunlich, wie nahe man den Charakteren kommt, obwohl sie von der Autorin mit einer gewissen Distanz beschrieben werden und im Buch kein direkte Rede vorkommt und somit Dialoge fehlen. Stattdessen werden sprachgewaltige Bilder gezeichnet, welche das Leiden der Figuren erlebbar machen.

Die Charaktere selbst wurden mir nicht sympathisch, das ist aber auch nicht deren Aufgabe oder Funktion. Stattdessen verwendet Fritsch die Figuren um sich gesellschaftskritisch zu äußern und aufzuzeigen, wie kühl die Welt in einem Kleindorf ist. Jeder blickt bis zu seinem Gartenzaun und nicht darüber hinaus. Jeder ist in seiner eigenen, kleinen, schrecklichen Welt gefangen. So macht die Tristesse und Melancholie nicht nur bei der Beschreibung von August Leben und das der Mutter Halt. Nein, diese zeigt sich auch in anderen Nebencharakteren, denen die Autorin im Buch ein wenig Raum gibt. Alles in allem ist das Buch sehr trübselig und bedrückend. Gleichzeitig aber fesselnd und mitreißend. Mich konnte die Autorin mit ihrer Geschichte jedenfalls mehr als überzeugen!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. März 2024 um 19:47

Das nächste Buch von V. Fritsch wird seine Leser finden. Mal sehen, ob der Roman Zitronen tatsächlich auf die Longlist der DBP kommt und wie weit er kommt. Falls die Autorin den DBP sogar gewinnen sollte, werden wir diejenigen sein, die sagen "wir haben es kommen sehen".