Rezension

Vakuum

Vakuum - Antje Wagner

Vakuum
von Antje Wagner

Bewertet mit 5 Sternen

Die 16-jährige Viktoria, genannt Kora, sitzt für zwei Jahre in der JVA. Doch sie hat Glück, sie darf eine Ausbildung zur Malerin und Lackiererin machen, in der sie voll aufgeht. Dennoch ist das Leben im Knast alles andere als einfach, zumal ihre Zellengenossin Miriam ihr mitunter den letzten Nerv raubt. Ihre Ausbildung ist gleichzeitig ihre Zuflucht, denn diese ermöglicht es ihr, 8 Stunden ihrer Zelle fern zu bleiben. Nur die Wochenenden, die sind hart, denn dann gibt es nur eine Stunde Hofgang und die sogenannte Freizeit, die restliche Zeit muss sie in ihrer Zelle zusammen mit Miriam verbringen. Doch am 15. August geschieht etwas Ungewöhnliches. Nach einem halben Jahr Gefängnis bekommt sie ihren ersten privaten Brief, der sich als harte Nuss herausstellt, denn dieser beinhaltet einen Code, den es zu knacken gilt. Doch wer hat ihn ihr geschrieben?

Derweil verbringt der ebenfalls 16-jährige Hannes seine Nächte vor dem PC, denn schlafen kann er nicht mehr. Seit 3 Monaten quält ihn sein Gewissen, das ihn nachts nicht schlafen lässt, immer lebt er in Angst und dennoch offenbart er sich niemandem, weder seiner Mutter, noch seiner besten Freundin Emma. Er zieht sich immer mehr von seiner Umwelt zurück, ohne dass ihn jemand erreichen kann. Die 13-jährige Tamara hingegen möchte einfach nur wissen, wer sie ist und wo sie herkommt. Sie wurde relativ spät adoptiert und dennoch hat sie keinerlei Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Sie mag ihre Adoptiveltern sehr, doch sind diese immer enttäuscht, wenn sie nach ihrer Herkunft fragt - doch Tamara muss es einfach wissen. Als sie einen Brief von der Adoptionsbehörde erhält, beschließt sie, sich mit der angegebenen Tamara in Verbindung zu setzen, die anscheinend mehr über ihren Hintergrund weiß, als sie selbst.

Die 18-jährige Alissa hingegen will einfach den ersten schönen Sommertag nach einem verregneten Sommer genießen und mit ihren Freunden zelten. Doch sie wird von ihrem 12-jährigen Bruder Leon überrascht, der sie so überrumpelt, dass sie ihn mitnimmt. Am 17. August um 15:07 Uhr geschieht etwas Seltsames. Alle Lebewesen, mit Ausnahme von Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon, verschwinden, alle Uhren bleiben exakt um 15:07 Uhr stehen. Alissa und Leon fahren zurück in die Stadt, um Hilfe zu holen und treffen dabei auf Tamara, kurz drauf schließt sich Hannes an. Die vier beschließen Kora aufzusuchen, von der sie durch Tamara erfahren, doch unterwegs begegnet ihnen ein undurchdringlicher Nebel, ein Nebel, der sich als tödlich herausstellt. Was hat es mit dem Nebel auf sich, warum sind sie die einzigen Menschen, die noch da sind, wer macht im Nebel Jagd auf sie?

Ein sprachlich wundervoll angelegtes Buch!!! Der Plot des Buches wurde ausgesprochen real und mystisch zugleich angelegt, sodass ich nicht einmal eine Idee hatte, in welche Richtung sich das Buch entwickelt. Die Figuren wurden allesamt ausgesprochen facettenreich und tiefgehend in Szene gesetzt, sodass sich der Leser ohne Probleme in jeden einzelnen hineinversetzen kann, was bei 5 Protagonisten gar nicht so einfach sein sollte, wie es ist. Sehr gut und glaubwürdig fand ich auch die Wandlung jedes einzelnen Protagonisten dargestellt. Der Schreibstil des Buches ist wieder ein ausgesprochenes Highlight. Wie bereits in den vorherigen Büchern der Autorin, die ich gelesen habe "Schattengesicht" und "Unland", wies auch in diesem Buch der Schreibstil eine eigene Dynamik und Komplexität auf, derer ich mich einfach nicht entziehen konnte. Bücher von Antje Wagner sollte man nie zwischendrin oder nebenbei lesen. Bis dato jedes Buch von ihr, das ich gelesen habe, ist ein kleiner Schatz, der genossen werden will und in den der Leser voll und ganz eintaucht und erst am Ende des Buches wieder hervorkommt. Bereits jetzt freue ich mich auf weitere Werke der Autorin.