Rezension

Verdrängen ist keine Lösung

Island Dreams – Die Imkerei am Meer -

Island Dreams – Die Imkerei am Meer
von Charlotte McGregor

Bewertet mit 5 Sternen

„...Eine neue Königin bedeutete immer Ärger. Ich stand unter dem dicht belaubten Apfelbaum im Garten von Elderberry Cottage und schaute missmutig hinauf zu einer schwer erreichbaren Astgabel. Dort hatte sich ein summender und bebender Klumpen aus mehreren tausend Bienen zusammengefunden...“

 

Mit diesen Zeilen beginnt ein berührender Roman. Die Geschichte spielt auf einer der Scilly-Inseln. Hier kümmert sich Hazel Armstrong um die Bienen.

Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er lässt Raum für unterschiedliche Themen, besticht durch intensive Gespräche, sorgt für Humor, eine Prise Romantik und integriert eine Menge an Faktenwissen über Bienen.

 

„...Bienen waren zwar verhältnismäßig friedlich, wenn man sie nicht provozierte, aber ein heimatloser Schwarm zeigte sich häufig nervös...“

 

Hazel ist auf der Insel beliebt, schweigt sich aber über ihre Vergangenheit aus. Doch dann verabschiedet sich Captain Benedict Sullivan von ihr, indem er ihren zweiten Vornamen benutzt. Woher kennt er ihn? Benedict ist der Bodyguard der Familie des Prinzen, die sich ab und an auf der Insel aufhält.

Die Inseln sind nicht groß. Die Zahl der Einwohner ist ebenfalls gering. Die meisten kommen nur selten zum Festland. Das lässt viel Raum für Klatsch und Tratsch. Auch Touristen, die länger als einen Tag bleiben, werden gern beobachtet.

Mit Pippa, einer Freundin, besucht Hazel das Weingut auf der Nachbarinsel. Zuerst unterhalten sie sich über die Bienen.

 

„...Romantisch ist bei den Bienenleben gar nichts, fürchte ich. Das läuft eher mit militärischer Strenge ab. Viel Arbeit, kein Vergnügen...“

 

Dann treffen sie Chris Pemberton beim Fotografieren der Bienen. Sein Anblick ist für Hazel ein Schock. Sie flieht. Hazel ahnt, dass sie sich demnächst ihrer Vergangenheit stellen muss. Pippa hat zwar schon mehrmals danach gefragt, war aber bisher abgeblockt wurden.

Die Geschichte vereint eine Menge an Themen. Es geht um toxische Beziehungen, Fehlentscheidungen im Beruf, Umgang mit Trauer und Schuldbewusstsein.

Chris bleibt über weite Strecken undurchschaubar. Das liegt vor allem daran, dass er völlig gegensätzliche Signale sendet. Dadurch wird manch fast romantische Szene schnell in ihr Gegenteil verkehrt. Nur einer weiß von Anfang an, wie er mit ihm dran ist. Das ist Toby, Hazels Hund.

Neben sehr ernsten Szenen fehlen es nicht an den nötigen Humor. Wenn sich die Frauen der Rudercrew treffen, die von Hazel trainiert wird, kommt der Spaß nicht zu kurz. Außerdem gibt es auf den Inseln ein Fest, was man sonst nirgendwo findet. Das findet immer dann statt, wenn die Ebbe den Meeresboden zwischen zwei Inseln trockenlegt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass es nur zeitweise möglich ist, die Vergangenheit unbearbeitet zu lassen. Irgendwann brechen die Wunden auf und verlangen anch Heilung.