Verstörend klug

Spieltrieb
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Ada ist eine Außenseiterin. Zwar ist sie furchtbar intelligent aber es fällt ihr schwer Anschluss zu finden. So hat sie sich eigentlich auf den Wechsel zur Ernst-Bloch Privatschule gefreut: Ein Neuanfang! Doch schnell muss sie feststellen, dass es hier genauso zugeht, wie auf allen anderen Schulen. Und so begegnet sie der Welt weiterhin mit stoischer Gleichgültigkeit. Dann allerdings kommt Alef neu in ihre Klasse. Und dieser außergewöhnliche, überhebliche und smarte Junge bringt sie aus dem gewohnten Gleichgewicht.

Doch wer jetzt eine klassische Lovestory erwartet hat weit gefehlt! Was da zwischen den beiden jungen Menschen abgeht, können sie noch nicht mal selbst beschreiben. Es ist ein Kräftemessen, ein Experiment, ein Spiel, das die beiden miteinander spielen ohne die Regeln zu kennen. Und es ist alles andere als harmlos. In dieses Spiel wird bald ihr Deutschlehrer Smutek – gefühlt der einzige normale und ohne Abstriche sympathische Mensch in diesem Roman – verwickelt und man ahnt, dass das einfach nicht gut ausgehen kann.

Juli Zeh hat mit Spieltrieb einen gleichzeitig verstörenden, klugen, absurden und fesselnden Roman zu Papier gebracht. Es gab haufenweise Sätzen die ich mir anstreichen wollte, es gab aber auch ein paar Längen. Perfekt getroffen war der wunderbar überhebliche, selbstgerechte, altkluge Ton, der Ada und Alef zu eigen war und den man als Schüler oftmals drauf hat – man erinnert sich vielleicht.

Spieltrieb ist keine leichte Lektüre aber mir hat es Spaß gemacht! Es wird philosophiert über Themen von Macht und Moral bis hin zu Gott und Sex. Es wird nachgegrübelt über die eigene Generation und sich gegenseitig der eigenen Gefühlskälte versichert. Manchmal ist es anstrengend zu lesen, manchmal nur absurd, was Ada und Alef planen, oft aber witzig und auf den Punkt. Definitiv ein besonderes Buch, das ich insgesamt sehr lohnend und grandios geschrieben fand. Ich brauche jedenfalls mehr von dieser Autorin!