Rezension

Viel Action, aber die meiste Zeit dennoch nicht mitreißend

Die Verlorenen -

Die Verlorenen
von Simon Beckett

Bewertet mit 2 Sternen

Seit dem Verschwinden seines kleinen Sohns Theo vor zehn Jahren ist der Londoner Polizist Jonah Colley nicht mehr derselbe. Seine Ehe zerbrach und auch mit seinem ehemaligen besten Freund Gavin hat er seit langem keinen Kontakt mehr. Jetzt meldet der sich plötzlich bei Jonah und bittet ihn um ein Treffen. Doch am Treffpunkt findet Jonah nur Gavins Leiche und drei weitere Opfer vor. Jonah selbst wird niedergeschlagen, die ermittelnden Polizisten zweifeln aber an seiner Glaubwürdigkeit. Jonah forscht auf eigene Faust nach und gerät dabei tief in seine eigene Vergangenheit: Was geschah damals wirklich mit seinem Sohn und besteht ein Zusammenhang mit Gavins Tod? 

Simon Becketts Schreibstil ist recht einfach, mit kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede. Der Text ist gut verständlich, mitunter wirken die doch sehr schlichten Formulierungen etwas holprig und steif. Beckett erzählt meist chronologisch, es werden aber auch Rückblenden an die Zeit von vor zehn Jahren eingeschoben. So werden der aktuelle Fall um Gavins Tod und Theos Verschwinden in Zusammenhang gesetzt.

Jonah Colley ist unglücklich, wirkt gebrochen, kaputt. Wie ein Getriebener versucht er, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, verhält sich dabei nicht immer vernünftig. Er scheint manchmal etwas naiv und unbedacht und schlittert so immer wieder in gefährliche Situationen. Bei seiner persönlichen Geschichte ist Jonahs Verhalten sicher teilweise verständlich. Obwohl mir sein Schicksal sehr leid tat, fand ich keinen richtigen Zugang zu Jonah. Er wurde mir zu oberflächlich und unklar dargestellt, ich konnte kein „tieferes“ Bild von ihm entwickeln, Jonah war für mich nur schwer zu fassen. 

Auch wenn der Roman „leicht“ zu lesen ist, konnte er mich erst auf den letzten paar Seiten packen. Ich empfand den Plot durchaus als raffiniert und abwechslungsreich - obgleich ich es sonst lieber „klassischer“ und übersichtlicher mag - kam aber leider einfach nicht richtig ins Buch hinein, fand keinen Bezug zur Hauptfigur und zum Fall. Trotz der vielen Action und einiger unerwarteter Wendungen wurde ich von der Geschichte nicht mitgerissen. Mich hat der Auftakt dieser Thrillerserie insgesamt nicht überzeugen können, an Becketts „Die Chemie des Todes“ kommt „Die Verlorenen“ trotz des überraschenden Finales nicht heran. Am Schluss bleibt manches ungelöst, Potential für die Fortsetzung ist definitiv vorhanden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich den Nachfolger lesen möchte.