Rezension

Viel Nebensächliches und ein Ende wo es erst spannend wird

Susanna -

Susanna
von Alex Capus

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch ist komplett anders als erwartet. 

Es wird viel über Susannas Kindheit in Basel berichtet, über die Kriegserlebnisse des Vaters und natürlich über die Trennung der Eltern. Das liest sich gut und flüssig, ist aber nur bedingt spannend, denn eigentlich hatte ich das Buch gekauft um über Susannas Reise zu den Lakota zu lesen. Mit der Ankunft in Amerika und den Fortschritten durch die Industrialisierung folgt ein zumindest inhaltlich spannenderer Abschnitt, doch auch hier verliert sich Capus schnell wieder in Nebensächlichkeiten, die verbliebenen Seiten werden immer weniger und das Zusammentreffen mit Sitting Bull ist noch immer nicht in Sicht. Am Ende nimmt diese Begegnung dann gerade mal fünf Seiten ein.

Alex Capus ist unbestritten ein großartiger Geschichtenerzähler. Er schafft es, Menschen und vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen und ergänzt das mit einem feinen, hintergründigen Humor. Seine Bücher üben ab der ersten Seite einen großen Sog aus. Doch ich kann nicht verstehen, warum er sich in seinem Buch fast nur auf Nebensächlichkeiten fokussiert. Susannas Motive bleiben für mich komplett unklar, ihre Rollen als Bürgerrechtlerin und als Aktivistin für die indigenen Völker bekommen gar keinen Platz im Buch. Auch dass sie eine Vertraute und Privatsekretärin von Sitting Bull wurde habe ich nur durch ihren Wikipedia-Artikel erfahren. Es wäre alles vorhanden gewesen, um aus dem Buch einen spannenden biografischen Roman über eine beeindruckende Frau zu machen, doch so bleibt am Ende einfach nicht viel von Susanna Faesch bei mir zurück.

Fazit
Die nicht mal 300 Seiten lange Geschichte ist zwar sehr atmosphärisch geschrieben, fühlte sich aber nur wie die Einleitung an. Kaum wird es spannend ist das Buch zu Ende, dabei hätte Capus auch die dreifache Anzahl an Seiten problemlos füllen können. Letztendlich ist das Buch eine kurze biographische Erzählung, die meiner Meinung nach den Fokus nicht auf die interessanten Aspekte in Susannas Leben gelegt hat und damit die Chance verpasst nicht nur kurz zu unterhalten sondern nachhaltig zu beeindrucken.