Rezension

Die Geschichte der Susanna Faesch

Susanna -

Susanna
von Alex Capus

Bewertet mit 3 Sternen

In seinem neuen Roman “Susanna“ erzählt Alex Capus die Geschichte der Familie Faesch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Lukas und Maria Faesch leben in der Nähe von Basel. Nach den Söhnen wird Jahre nach der zweiten fünfjährigen Verpflichtung des Vaters in der Fremdenlegion die kleine Susanna geboren. Als sich Maria ein paar Jahre später in den deutschen Arzt Karl Valentiny verliebt, der für einige Monate bei ihnen gelebt hatte, trennt sie sich von ihrem Mann. Sie lässt ihre Söhne bei ihrem Mann zurück und folgt Valentiny in die USA, wo sie später heiraten. Susanna wächst in Brooklyn auf. Ihre Begabung für Porträtmalerei zeigt sich schon, als sie noch ein junges Mädchen ist. Sie wird viele Jahre lang ihren Lebensunterhalt mit den Porträts bestreiten, da die Fotografie noch nicht so weit entwickelt ist. Susanna heiratet einen Schweizer Arzt, einen Bekannten ihres Stiefvaters. Das Paar trennt sich, nachdem Susanna ein Kind von einem anderen Mann bekommen hat. Ihren Sohn Christie zieht sie zusammen mit ihrer Mutter auf. Mit Christie wird sie in den Westen reisen, um Sitting Bull zu treffen, der ein paar Jahre vorher General Custer vernichtend geschlagen hatte. Sie will ihn vor den sich nähernden Soldaten warnen und malt sein Porträt.
“Susanna“ ist das Porträt einer starken Frau, die es wirklich gegeben hat. Der Autor zeigt sie vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund, zu dem der Bau der Brooklyn Bridge, die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Edison, die Nutzung von Elektrizität im privaten und öffentlichen Raum, vor allem aber der Umgang der Weißen mit den Ureinwohnern gehören. Sie verlieren ihr Leben und den größten Teil ihres Landes und mit den riesigen, von den Weißen ausgerotteten Büffelherden auch ihre Existenzgrundlage.  
Capus erzählt mit wechselnden Perspektiven vor allem eine Familiengeschichte um die lange Zeit vergessene Malerin Susanna Faesch, ohne auf ihre jahrelangen Aktivitäten als Kämpferin für die Rechte der indigenen Völker einzugehen. Auch den traurigen Schluss der Geschichte, dass Susanna Sitting Bull nicht retten kann und es zu weiteren blutigen Massakern kommt, lässt der Autor weg. Insgesamt hat mich das Buch etwas enttäuscht. Kein späterer Roman hat mir im Übrigen so gut gefallen wie “Leon und Louise“.