Rezension

Vier heimliche Witwen und ihre „Pakete“

Ein Mann zum Vergraben -

Ein Mann zum Vergraben
von Alexia Casale

Bewertet mit 2.5 Sternen

England 2020. Covid und der verordnete Lockdown hat das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht. Im Privaten wächst sich die Frustration zu aggressivem Verhalten aus. Kam es schon vor der Pandemie in vielen Beziehungen zu körperlichen Übergriffen und Misshandlungen, steigen sie während dieser Zeit sprunghaft an. In ihrem Nachwort weist die Autorin, die ehrenamtlich bei einer Hilfsorganisation arbeitet, darauf hin, dass zum einen die Zugriffe auf deren Website während des Lockdowns immens angestiegen sind, zum anderen aber auch die telefonischen Hilferufe um zwei Drittel zugenommen haben. Nicht zu vergessen, die Morde an Frauen haben sich in dieser Zeit in England verdoppelt.

Die Gewalt der Männer eskaliert und gepaart mit der räumlichen Isolation suchen die Frauen Hilfe, oder nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. So auch Sally, seit 23 Jahren mit Jim verheiratet, dem äußeren Anschein nach ein perfektes Paar. Was man allerdings nichts sieht, sind die physischen und psychischen Misshandlungen, die Sally seit vielen Jahren ohne Gegenwehr über sich ergehen lässt. Die Gewalt seitens Jim nimmt im Lockdown zu, Sally fürchtet um ihr Leben und so greift sie sich, als die Situation wieder einmal zu eskalieren droht, die gusseiserne Bratpfanne und schlägt ihm den Schädel ein. Und damit fangen die Probleme an, denn wird ihr jemand glauben, dass sie in Notwehr gehandelt hat? Wohl nicht, weil äußerer Schein und so. Aber was soll sie bloß mit der Leiche anfangen? Das Internet rät im ersten Schritt zu Katzenstreu, Plane, Gaffertape und Bleichmittel, und dann wird man schon weitersehen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, was noch zwei weitere Frauen aus der Nachbarschaft plus eine alte Freundin von Sally feststellen müssen.

Und jetzt wird die Story leider ziemlich märchenhaft. Bei ihren Ausflügen in den Heimwerkermarkt trifft Sally nämlich Frauen aus der Nachbarschaft. Man kennt sich zwar vom Sehen, aber erzählt man dem Gegenüber nach ein paar nichtssagenden Sätzen, dass man seinen Mann ins Jenseits geschickt hat? Never ever. Dazu dann noch die absurde Vorstellung, man könne 4 Männerleichen, ohne Aufsehen zu erregen, spurlos verschwinden lassen.

Weibliche Solidarität und Selbstverwirklichung hin oder her, dafür ist das Thema zu wichtig, als dass man es dermaßen unglaubwürdig in einem Roman verarbeiten sollte, der sich nicht zwischen schwarzhumoriger Komik und dem gebührenden Ernst entscheiden kann. Schade!