Rezension

Vom Träumen, Fallen und Fliegen

Wo die Sterne tanzen - Katharina Herzog

Wo die Sterne tanzen
von Katharina Herzog

Bewertet mit 4 Sternen

„Nur wer nach den Sternen greift, lernt zu fliegen“

Musicaldarstellerin Nele, die in New York lebt, kehrt mit ihrer Tochter Annika auf die Insel Juist zurück, um das „Deichschlösschen“, das Haus ihrer verstorbenen Oma Lotte zu verkaufen. Danach hofft sie mit Juist und ihrer Vergangenheit dort endgültig abschließen zu können. Zu viele Erinnerungen, schöne, aber auch schmerzhafte, verbindet sie mit der Insel, hat sie doch in ihrer Kindheit jeden Sommer bei Oma Lotte verbracht. Doch ihr Aufenthalt im Deichschlösschen und auf der Insel entwickelt sich schließlich ganz anders als erwartet...

 

Katharina Herzogs flüssiger, klarer Schreibstil sorgte dafür, dass ich sofort ohne Anlaufschwierigkeiten in der Geschichte „ankam“. Die Autorin erzählt nicht chronologisch, sondern schildert -scheinbar ungeordnet- verschiedene Situationen aus Neles Leben, Wendepunkte, entscheidende Begegnungen, die sich auf Juist aber auch in New York ereignen.  Immer wieder webt Herzog kleine feine Lebensweisheiten in Gespräche ein, die Mut machen, Zuversicht ausdrücken und nur ganz selten etwas übertrieben ins Kitschige abdriften. Gut gefallen hat mir auch, dass manchen Kapitel Auszüge von Liedtexten aus Musicalsongs vorangestellt werden. 

 

Ganz schön viele Personen haben in „Wo die Sterne tanzen“ wichtige Auftritte. Um nicht die Übersicht zu verlieren, findet man eine Beschreibung der wichtigsten Figuren auf der hinteren Umschlaginnenseite, für mich war diese sehr hilfreich. Mit Nele konnte ich mich sofort identifizieren. Ich verstehe ihre Gefühle gut, ebenso die Zwickmühle, in der sie sich befindet. Auch viele der anderen Figuren schienen mir plausibel, stimmig und sympathisch: die lebensfrohe Tochter Annika, Tanzschulbesitzerin Emily mit ihrer Weisheit und großen Lebenserfahrung, Neles Freund Jens, der trotz aller Widerstände seine Träume verwirklicht und eine tolle Beziehung mit Adam führt, oder auch Henry mit dem „Bad Guy Image“ und seinen Ecken und Kanten, der schon sehr viel Leid erleben und Abstürze am eigenen Leib erfahren musste. Lediglich Ben empfand ich als zu glatt, zu „gut“ und dadurch ein wenig unglaubwürdig.

Wie wird es mit Neles Karriere weitergehen? Wer ist ihr Mann fürs Leben? Um diese beiden Fragen dreht sich Herzogs Roman. Durchgehend wird dabei die Spannung aufrechterhalten. Nach und nach enthüllt sich Neles ganze Geschichte und wird kontinuierlich um spannende Details aus dem bewegten Leben der Protagonistin erweitert. „Wo die Sterne tanzen“ erzählt von ganz unterschiedlichen Beziehungen und ihren Rissen, „durch die das Licht kommt“, von Wendepunkten, Entscheidungen, von Träumen, Abschied und Neubeginn und natürlich von der Liebe. Hier herrscht nicht immer eitel Sonnenschein, Probleme der Einheimischen der Insel Juist, die sich das Leben heute dort oft nicht mehr leisten können, werden genauso angesprochen wie solche von Flüchtlingen oder die sozial schwacher Kindern aus der Bronx. Diese Vielfältigkeit an Themen macht Herzogs Roman zusätzlich reizvoll, interessant, unterhaltsam und einfach lesenswert. 

„Heimat ist da, wo das Herz ist“. Neles Herz hängt sowohl an Juist als auch an New York, zwei Orten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein kleines bisschen verliebt war ich nach der Lektüre in beide Orte.

 „Jeder Stern ist ein Traum, der nur darauf wartet, dass jemand mutig genug ist, nach ihm zu greifen“. Warum nicht gleich damit anfangen? Denn „es ist immer später, als man denkt.“