Rezension

Von der anderen Seite

Piccola Sicilia - Daniel Speck

Piccola Sicilia
von Daniel Speck

Bewertet mit 3 Sternen

Vergangenheit besser als Gegenwart

Die deutsche Archäologin Nina Zimmermann wird eines Tages von einem Bekannten aus Sizilien angerufen. Er und seine Crew von Schatztauchern haben vermutlich das Flugzeugwrack im Meer entdeckt, mit dem ihr Grossvater Moritz angeblich ums Leben gekommen war. Nina fliegt sofort hin und erhofft sich endlich Antworten auf alle Fragen, die das düstere Familiengeheimnis stets umgaben. Doch sie findet sie nicht auf dem Grund des Meeres, sondern überraschend bei einer Fremden, die behauptet Moritz' Tochter zu sein und er lebe noch.

Ich freute mich auf etwas italienisches Flair als ich das Buch endlich zu lesen begonnen habe. Den Klappentext war mir nicht mehr präsent, wodurch ich nicht schlecht staunte, dass mich die Geschichte ins italienische Einwandererviertel »Piccola Sicilia« in Tunis, Tunesien, trug.

Der Gegenwarterzählstrang erschien mir sehr holprig und die Protagonistin unnahbar, wohingegen der über die Vergangenheit packend über das Kriegsgeschehen und das Leben der Zivilisten in Tunis während des 2. Weltkriegs erzählte. Tunis wirkt beeindruckend, wie sich vor dem Krieg alle Kulturen und Religionen vermischt haben und Hand in Hand miteinander das Leben teilten. Diesen Teil des Buches fand ich sehr spannend, da er einem anderen Blickwinkel, vom der anderen Seite des Mittelmeeres auf die grausamen Geschehnisse des Holocausts bot.

Leider kommt das gegen den mühsamen Gegenwarterzählstrang (der unglaubwürdig war), generell den Schreibstil (war mir stellenweise zu theatralisch poetisch) und den offenen Schluss nicht an. Deshalb gibt es von mir 3 Sterne.