Rezension

Wann wird dieser Hass endlich ein Ende haben ?

Ismaels Orangen - Claire Hajaj

Ismaels Orangen
von Claire Hajaj

Bewertet mit 5 Sternen

Das Debüt " Ismaels Orangen " von Claire Hajaj, die selbst ein jüdisches und ein palästinensisches Elternteil hat, trifft mitten ins Herz und stellt den immer noch schwelenden Nahost-Konflikt aus zweierlei Sichtweisen dar. Ein Buch bei dem sich die Frage stellt " Wann wird dieser Hass endlich ein Ende haben ?".

Die Geschichte von Ismael und Judith beginnt mit Gründung des Staates Israel im Jahre 1948.Der Leser wird mit den beiden Hauptfiguren bekannt gemacht, mit Ismael, der in einem Haus in Palästina wohnt , in dessen Garten an den Bäumen die süßen Jaffa Orangen reifen. Bei jedem neugeborenen Sohn wird ein neuer Baum gepflanzt , die Derjenige in einem bestimmten Alter ernten darf. Doch Ismael erlebt dies nicht mehr, obwohl ihm dieser Baum sehr viel bedeutet, denn die Familie flieht während des Krieges, der nach der Ausrufung des Staates Israel entflammt und bis in die heutige Zeit anhalten soll, immer wieder unterbrochen durch Friedensverhandlungen, die diesen Konflikt beenden sollen.
Er flieht mit seiner Familie nach Nazareth, wo sein Vater später stirbt und seine Mutter die Familie mit ihrem jüngsten Sohn verlässt. Hin und her gerissen zwischen der Liebe zu seinem Land und der Verzweiflung, dass seine Mutter die Familie verlassen hat und sich nie wieder gemeldet hat, siedelt er nach England um und beginnt dort ein Studium in der Hoffnung hier Anerkennung und Anstellung zu bekommen.
Gleichzeitig erfährt der Leser die Geschichte von Judith , die als Tochter eines Holocaustüberlebenden in England aufwächst und sich einfach nur danach sehnt, ein glückliches Leben zu führen, die Politik interessiert sie nicht.
Judith und Salim lernen sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts in London kennen und lieben. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft und der Feindschaft ihrer Völker untereinander, heiraten sie und bekommen zwei Kinder, gegen den Widerstand ihrer Familien. Wird diese Liebe halten ?

Das Debüt von Claire Hajaj hat mich fasziniert, berührt und verständlicher gemacht, welche Gefühle und Gedanken die Menschen dieser beiden Völker, die eigentlich so unterschiedlich nicht sind und vor 1948 friedlich nebeneinander gelebt haben, bewegen.
Salim, der stolze Araber, der nicht nur seiner Heimat, sondern auch seines Stolzes beraubt worden ist und auch in England nicht die Anerkennung bekommt, die er sich gewünscht hat, erkennt im Laufe der Zeit, dass er sich dieses Konfliktes nicht entziehen kann, selbst in seiner Familie nicht, die doch mit soviel Mut und gutem Willen begonnen hat. Immer wieder zieht es ihn zu seinen Wurzeln und zum Gedankengut seines Volkes zurück und diese Zerrissenheit bestimmt sein Leben.
Judith, die zwar etwas Liberalere in dieser Ehe, die dem Leben und der Zufriedenheit ihrer Kinder höchste Priorität einräumt, hängt auch an den Traditionen ihrer Familie , stellt aber die Ehe in den Vordergrund und hat den Willen, diese Familie zusammen zu halten.

Der Autorin ist die Darstellung der Ambivalenz dieser beiden Figuren gut gelungen und erklärt den Konflikt zwischen Israel und Palästina gut verständlich. Die Sprache dieses Romans hat mir sehr gut gefallen, zumal die blumige Sprache der Araber gut in den Text integriert ist und dieses Buch sich sehr gut lesen lässt. Eine Auflistung der Namen haben ich zu Anfang etwas vermisst, war im Laufe des Buches aber nicht mehr vonnöten. Doch das Glossar am Ende des Buches, dass die unterschiedlichen Begrifflichkeiten der jüdischen und arabischen Sprache erklärt , habe ich als sehr hilfreich empfunden.

Als Sahnehäubchen habe ich die Idee empfunden, 3 Euro für jede eingegangene Leserstimme an den " Dialog statt Krieg " zu spenden. Hoffen wir, dass nicht nur das Geld, sondern auch der Friedenswille dazu beitragen , dass diese beiden Völker irgendwann endlich Ruhe finden .