Rezension

War es Mord oder nur ein Unfall?

Mordseegrab -

Mordseegrab
von Andreas Temmer

Bewertet mit 3 Sternen

Kommissar Lukas Waldauf wurde bei seinem letzten Einsatz so schwer verletzt, dass er dem Tod gerade nochmal von der Schippe springen konnte. Aufgrund dessen befindet er sich nun im vorgezogenen Ruhestand und um ausreichend Abstand zu seinem alten Leben zu haben, hat er sich einen abgeschiedenen Hof nahe Neuharlingersiel an der Nordsee gekauft. Dort hat er nun die erforderliche Zeit und Ruhe um seine körperlichen und seelischen Wunden zu lecken: Die Haupt-Zeugin seines letzten Falles, für dessen Schutz er zuständig war, starb in seinen Armen und er wurde lebensgefährlich verletzt – das zu verarbeiten braucht Zeit.

Gerade erst hat er seine neue Nachbarin Anke kennengelernt, als diese ihn auch schon um Hilfe bittet; der Sohn ihrer Freundin steht unter Mordverdacht. Er soll seine Ex-Freundin Christina Riemann bei einem Segel-Ausflug getötet haben. Die einzigen Indizien sind ein paar kleinere Blutflecke auf dem Boot, die eindeutig Christina Riemann zugeordnet werden können. Das war es dann aber schon auch, denn trotz mehrtägiger Suche gibt es keine Leiche. Bei seiner Vernehmung hat Tom die Tat jedoch vollumfänglich gestanden.

Obwohl Waldauf körperlich nicht dazu in der Lage ist, verspricht er seiner Nachbarin und deren Freundin, bei der Aufklärung des Falles zu helfen. Dumm nur, dass er offiziell aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist, was ihm den Zugang zu Informationen erschwert. Er kann/darf nicht offiziell ermitteln, aber er findet trotzdem Mittel und Wege die Informationen zu erlangen, die er benötigt.

Hat Tom seine Ex-Freundin wirklich umgebracht oder war es vielleicht ein Unfall? Wenn es ein Unfall war, warum gesteht Tom die Tat? Irgendetwas stimmt hier nicht, es lässt sich nur noch nicht greifen.

KHK Lukas Waldorf a. D. ermittelt und gerät erneut auf die Abschussliste …..

Körperlich ist Lukas Waldauf ein Wrack und kann seinen Beruf als Polizist nicht mehr ausüben. Genau das ist der Grund, warum er sich ein Haus an der Nordsee gekauft und seinen Dienst quittiert hat. Als seine Nachbarin Anke ihn um Hilfe bittet, sagt er seine Hilfe zu, jedoch erst einmal nur dergestalt, dass er Erkundigungen einziehen möchte um herauszufinden, welche Indizien dafür sprechen, dass Tom seine Ex-Freundin Christina ermordet haben soll. Getrieben von dem Gedanken, dass er hier vielleicht ein Menschenleben retten kann, wo ein anderes durch seine Schuld verloren war, taucht er immer tiefer in den Fall ein.

Waldauf ist kein sympathischer Mensch. Er ist cholerisch, grenzüberscheitend, übergriffig und eigensinnig. Gerade im Umgang mit seinen Polizeikollegen, von denen ja eigentlich er etwas möchte und nicht umgekehrt, empfinde ich Waldauf als extrem unprofessionell und verbal entgleisend. Er vereinnahmt Beweismittel und spielt den Alleinunterhalter und gerät so ins Visier von jemandem, der Waldauf um jeden Preis von den Ermittlungen fernhalten möchte – das geht so weit, dass man ihn mit dem Auto von der Straße drängt, um ihn aus dem Weg zu räumen. Waldauf sieht hier direkte Parallelen zu den Drahtziehern seines letzten Falles und verbeißt sich deswegen immer mehr darin diesen Fall zu lösen, um seine tiefe Schuld loszuwerden, die auf seinen Schultern lastet. Wie ein Rammbock geht er dabei nur nach vorne, weicht keinen Schritt zur Seite, und einige seiner Handlungen entbehren in meinen Augen jeglicher Logik.

Immer wieder wechselt die Szenerie zwischen dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit. Die Vergangenheit, in der Waldauf als Polizist versagt hat. Die Zeitsprünge sind an Erinnerung von Waldauf gekoppelt, kommen also immer wieder zum Vorschein, sind jedoch nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, so dass man an der ein oder anderen Stelle ein wenig verwirrt sein kann, weil man erst mal nicht weiß, worum es gerade geht.

Der Schreibstil des Autors ist – für meine Begriffe – anfangs etwas steif, die Dialoge zwischen Anke und Waldauf klingen hölzern und gezwungen und in dem Zusammenhang frage ich mich, an welchem Punkt die Beiden sich ineinander verliebt haben. Waldauf ist, wie schon erwähnt, kein sympathischer Mensch und Anke hat für mich etwas überaus esoterisches. Amor verschießt seine Pfeile nicht nach einem logischen Muster.

Die Spannung in diesem Krimi baut sich nur sehr langsam auf und die Tatsache, dass ich Waldauf überhaupt nicht mag und viele seiner Handlungen für mich unlogisch und/oder überzogen sind, führt dazu, dass ich das Buch zwar zu Ende lesen wollte, aber nicht unbedingt voller Spannung an den Seiten geklebt habe. Das Ende ist dann auch wie erwartet – natürlich löst Waldauf den Fall. Das große Spektakel, welches zum Ende dann noch aufgeführt wird, war für meine Begriffe total übertrieben: Ich denke, ein Anruf mit der notwendigen Information hätte durchaus ausgereicht, es hätte nicht der halsbrecherischen Fahrt bedurft, bei der er – mal wieder – sein und das Leben anderer erneut aufs Spiel gesetzt hat.

Sollte dieser Fall der erste in einer Reihe sein, die KHK Lukas Waldorf a. D. aufklärt, so muss er die nachfollgenden Fälle – leider – ohne mich aufklären. Er ist mir nicht symphatisch genug, als dass ich seinen weiteren Weg verfolgen müsste.