Rezension

Warum ich abgebrochen habe

Rachewinter - Andreas Gruber

Rachewinter
von Andreas Gruber

Bewertet mit 1 Sternen

Ein Penthouse am Wiener Stadtrand. Zwei Arbeiter beobachten vergnügt vom gegenüberliegenden Dach zwei Personen bei ausgiebigem Sex. Doch aus dem heißen Geschlechtsakt wird plötzlich Mord. Übrig beliebt ein toter Manager und Handyvideo.

Auch in Leipzog findet sich ein toter Mann, im Badezimmer eines Hotels, eine Schere steckt in seinem Ohr.

Pulaski und Meyers dürfen in ihrem dritten Fall ermitteln.

Warum ich Rachewinter nach etwa 15 % abgebrochen habe, möchte ich hier erklären (Ich werde den einen oder anderen SPOILER dazu leider nicht vermeiden können.):

Der Tote in Leipzig hat eine Schere im Ohr, eh ganz klar, dass der Notarzt auf Unfall tippt. Da kommt keine Spurensicherung, kein Gerichtsmediziner.  Der Manager des Hotels wird vor der Leiche vernommen, dann kommen noch Frau und Tochter des Opfers sowie die Tochter des Polizisten zum Tatort. Dann braucht es eh keine Spurensicherung mehr. Das sind doch nicht mal Anfängerfehler.

In Wien ist Evelyn Meyers Anwältin. Ich kenne mich ein bisschen aus mit Wiener Anwälten, habe ich täglich jeden Tag mit ihnen beruflich zu tun. Frau Meyers scheint immer nur einen einzigen Mandanten zu haben.  Da kann man die Kanzlei nicht vergrößern, da sperrt man zu. Einen „Azubi“ könnte sie auch nicht beschäftigen (schon allein deswegen, weil keiner in Wien dieses Wort verwendet). Ihr Rechtsanwaltsanwärter macht gleichzeitig zu seiner Rechtsanwaltsausbildung das Gerichtsjahr.  Als Rechtspraktikant ist eine Anwesenheitspflicht von 08:00 bis 16:00 bei Gericht vorgeschrieben. Da ist nichts mit Teilnahme am Verhör oder einer Tatortbegehung zu Mittag.

A propos: Ich kann mir viel vorstellen, aber dass die Polizei dem Rechtsanwaltsanwärter die Schlüssel zum Penthouse (=Tatort) gibt und die Strafverteidigerin daraufhin dort alleine ohne Polizeibegleitung herumstöbert, das kann ich mir nicht vorstellen. Der Autoschlüssel, den die Anwältin dann dort findet, passt zu einem Porsche, der in der Gasse vor dem Haus parkt, mit Parkkralle, seit tagen. Einen Zusammenhang zum Mord herstellen oder die Ermittlung des Haltes, unnötig…

Der einschreitende Oberstaatsanwalt ist übrigens nicht zuständig, Ober… bedeutet nämlich 2. Instanz (das ließe sich ganz leicht googeln)

Tja und die Verdächtige, eine Transfrau namens Michael. Sie lässt bei der Vorstellung das „von“  vor dem Nachnamen weg, das ist auch gut und richtig so. Auch Vater und Onkel dürfen das „von“ nicht vor dem Namen tragen. Das Tragen von Adelstiteln, auch das „von“ vor einem Namen ist in Österreich seit 1918 (!) verboten. Auch die Nachkommen den Kaisers heißen nur „Habsburg“.

Der Vorname ist bei Transgendermenschen allerdings meist das erste, der geändert wird. Auch wenn das Passing noch nicht abgeschlossen wurde, mutet mir das seltsam an. Aber auch dass  niemand, auch nicht der Autor als Erzähler Michael als Frau anspricht, finde ich nahezu respektlos. Vielleicht ändert sich dieser Aspekt im Laufe des Buches, vielleicht. Bei allem was ich davor geschrieben habe, habe ich mich genug geärgert, dass ich nicht noch weitere Zeit am dieses Buch verwenden will.

An sich mag Andreas Grubers Thriller gerne und ich weiß auch, dass es großteils sehr subjektive Gründe sind, die mich so an dem Buch geärgert haben. Aber ich wollte diesen Murks einfach nicht mehr weiter lesen. Dennoch wollte ich eine Ein-Stern-Bewertung nicht kommentarlos stehen lassen.