Rezension

Wenn Frauen zusammenhalten ...

Wenn alle Stricke reißen - Jennifer Bentz

Wenn alle Stricke reißen
von Jennifer Bentz

Bewertet mit 5 Sternen

Die drei Frauen sind mit ihrem Latein am Ende. Vivian hält sich nur noch Dank Antidepressiva aufrecht, nachdem sie von der Affäre ihres Mannes erfahren hat, Lea bekommt einen Wutanfall nach dem nächsten, während ihr Job kurz vor dem Aus steht und Tine ist auf dem besten Weg, ihren Freund zu verlieren, der sich keine zweite Mutter, sondern eine Freundin wünscht. In der Praxis von Therapeut Dr. Friede lernen sich die drei Frauen kennen, nur um kurz darauf zu erfahren, dass der Arzt sich umgebracht hat. Dadurch kommen sie ins Gespräch und entdecken ein paar Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, dass Lea auf der Suche nach zwei neuen Mitbewohnerinnen ist und Vivian und Tine praktisch obdachlos sind. Das ist die perfekte Voraussetzung für eine Wohngemeinschaft. Die Damen lernen sich langsam kennen und jede ist eine Stütze für die andere, denn nur gemeinsam scheint das Leben die beste Therapie zu beinhalten.

Drei Frauen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, bilden in diesem sehr amüsanten Roman, aus der Feder von Jennifer Bentz, das Grundgerüst für eine reizende Geschichte, die unterhält und für ein paar aufregende Stunden sorgt!

Vivian ist die Erste, die im Wartezimmer von Dr. Friede Platz nimmt und auf ihren Termin wartet. Sie ist traurig, doch lassen die Tabletten keine Gemütsregungen zu. Sie hat sich vor Kurzem von ihrem Mann getrennt und haust bei ihrer Cousine im Keller. Von der Mutter erhält sie dauernd Druck, zu ihrem treulosen Ehemann zurückzukehren. Sie ist eine interessante Person, die während ihrer Zeit in der WG eine große Veränderung durchmacht.

Lea ist angefressen. Auf der Arbeit läuft nichts nach Plan und vermutlich soll sie bald die Kündigung erhalten. Da helfen ihr auch nicht die Wutanfälle, die sie regelmäßig zum Besten gibt. Doch nur dadurch scheint sie sich profilieren zu können. Glücklicherweise kann auch Lea etwas an ihrem Verhaltensmuster ändern.

Tine ist die Frau, mit der größten Erfahrung bei Therapien. Entstammt sie einer ganzen Psychologen-Familie, ist sie selbst seit 20 Jahren in Behandlung. Sie hat vor allem Angst, doch ist sie es auch, die es als erstes schafft, einen Weg aus ihrer Psychose zu finden. Sie ist für Vivian und Lea das Bindeglied und die ideale Ergänzung innerhalb der WG.

Alle drei Frauen wachsen innerhalb der Erzählung zu festen Größen. Ihre Gedanken und Emotionen werden bildlich und mit viel Gefühl eingefangen. Die Geschichte wird durch eine äußerst humorvolle Darstellung aufgepeppt und bringt wirklich jeden Leser zum Lachen. Tine, Vivian und Lea sind herzliche Charaktere, die alle authentisch und facettenreich dargestellt werden. Zusammen bilden sie ein glaubhaftes Ensemble, das sich gegenseitig unterstützt und therapiert.

Ein besonderer Lesegenuss sind die ausgeschmückten Frage-Antwort-Spielchen, die sich Vivian und Lea mit Tine bieten. Da Tine in ihrem Leben bereits viel Erfahrung im Umgang mit Psychosen gesammelt hat, steht sie allen als Therapeutin zur Verfügung. Egal welche Situation ansteht, Tine kennt den richtigen Weg und ist stets bereit, alle darüber zu informieren. Nicht immer zur Freude aller Beteiligten.

Fazit: Die Geschichte um die „verrückten“, liebenswerten Frauen liest sich herrlich leicht und voller Freude. Es ist lustig, den Anekdoten zu folgen und ihre Veränderungen mitzuerleben. Egal ob Wutausbrüche, Liebeskummer oder Angstzustände, Jennifer Bentz schafft es mühelos alle an einen Tisch zu bringen und sie gemeinsam zu einer starken Front zu vereinen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine große Leseempfehlung!