Rezension

Wenn nichts so ist wie es scheint ...

A History of us − Erst auf den zweiten Blick -

A History of us − Erst auf den zweiten Blick
von Jen DeLuca

Bewertet mit 4.5 Sternen

Achtung: Band 2 einer Reihe! In sich abgeschlossen, aber mit Überschneidungen!

 

Stacey weiß nicht, was mit ihr los ist. Irgendwie fühlt sich alles nur noch falsch an. Sie hat damals ihre Träume aufgegeben, um für ihre Mutter da zu sein und irgendwie hat die den Absprung verpasst. Jetzt hat sie einen Job, der ihr nichts bedeutet, wohnt über der Garage ihrer Eltern, ist Single und der einzige Lichtblick ist das Renaissance Festival, das jeden Sommer stattfindet und selbst das ist nicht mehr dasselbe. Sie beschließt – betrunken – dem Mann zu schreiben, mit dem sie die letzten Sommer über eine Affäre hatte und oh Wunder – er schreibt zurück und auf einmal ganz liebe Dinge und tiefgründige Dinge. Aber die Sache hat einen Haken – Stacey weiß es nur noch nicht.

 

 

Stacey tat mir so unbeschreiblich leid. Man stellt sehr schnell fest, dass man sie eigentlich überhaupt nicht kennt, dass die Stacey, die alle anderen sehen – und auch wir in Band 1 – eine Fassade ist. Sie spielt ihre Rolle, die witzige Blonde. Niemand erwartet von ihr etwas anderes. Doch immer öfter stoßen ihr genau diese Dinge auf. Sie wird übersehen, übergangen, zurückgesetzt und niemand merkt es. War es schon immer so? Das alles steigert ihre Unzufriedenheit mit ihrem Leben. Stacey will eine Veränderung, aber sie weiß nicht wie.

Die Email an ihre Ex-Affäre war eine Idee, die betrunken irgendwie Sinn gemacht hat, nüchtern aber nicht mehr. Doch Dex antwortet ihr! Und auf einmal schreibt er ganz andere Dinge, als die, die er ihr sonst gesagt hat. Fällt es ihm vielleicht einfach leichter, sich schriftlich auszudrücken? Kennt Stacey ihn überhaupt, oder macht er es so wie sie und zeigt anderen nur, was sie sehen wollen?

 

Dieser Band ist komplett aus Stacey Sicht geschrieben, was angesichts der Konstellation auch Sinn macht, sonst würde direkt verraten, was bei der ersten Wendung passiert, obwohl mir das sofort klar war, aber das hat mich nicht groß gestört. 

 

 

Fazit: In diesem Buch steckt sehr viel Schmerz. Mir taten beide Protagonisten sehr, sehr leid. Sie mussten und müssen viel einstecken und vieles wird von anderen gar nicht als Verletzung wahrgenommen. Sie tun es nicht absichtlich, trotzdem tut es weh – das kenne ich wirklich sehr gut. Besonders wenn es einem sowieso schon nicht so gut geht, kommt vieles noch heftiger bei einem an, als sonst. Abgesehen davon neigen wir dazu anderen unser „Happy-Face“ zu zeigen. Es ist irgendwie zu einer gesellschaftlichen Norm geworden, dass es einem „gut“ geht. Niemand will hören, dass es anders ist und es wird einem suggeriert, dass, wenn es einem nicht gut geht, man versagt hat und sich dafür schämen sollte. Und das ist so falsch! 

Diese Message fand ich wirklich gut. Die erste Wendung war total vorhersehbar, aber hat mich nicht gestört, die zweite dagegen hat mich überrascht und ich habe wirklich mit Stacey gefühlt. Allerdings fand ich es etwas schade, wie das letztlich aufgelöst wurde, das hätte ich mir etwas anders gewünscht.

 

Von mir bekommt das Buch trotzdem 4,5 Sterne.