Rezension

Wenn religiöser Wahn zum Mordmotiv wird

Dunkles Lavandou - Remy Eyssen

Dunkles Lavandou
von Remy Eyssen

Sommer in Le Lavandou. Wieder einmal begleiten wir Gerichtsmediziner Leon Ritter auf seinem neuesten Fall, der diesmal nicht unbedingt etwas für schwächere Nerven ist. Damit meine ich nicht, dass der Autor plötzlich in den Erzählstil eines Sebastian Fitzeck oder Stephan King abdriftet. Nein, dieser Fall wird allein schon wegen dem Mordmotiv und der Aufklärung düsterer als seine Vorgänger. Dafür aber nicht weniger spannend.

In seinem sechsten Kriminalfall jagt der Gerichtsmediziner Leon Ritter einen religiös-fanatischen Killer. Denn als die ersten Frauenleichen auftauchen, glaubt Leon Ritter nicht an Unfälle. Zumal an den Tatorten und an den Opfern selbst Spuren einer rituellen Tötung auftauchen. Mit seiner Lebensgefährtin der Polizistin Isabelle macht er sich auf die Suche. Denn Eile ist geboten. Als eines Tages die Tochter des Kultusministers unter den entführten Opfern ist, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…

Ich bin schon seit Jahren Fan von Leon Ritters kriminalistischem Gespür. Ich mag die Art und Weise, wie mich der Autor als Leser in einen spannenden Fall mitnimmt und das Ganze noch mit südfranzösischen Flair, vielen Hintergrundinformationen zu Orten und dort lebenden Menschen anhaucht. Ihm gelingt es jedes Mal, auch hier wieder, mich in die Geschichte eintauchen zu lassen. Meine Erwartungen an diesen neuesten Band wurden nicht enttäuscht. Der Autor schafft es seine Figuren und Orte sehr anschaulich und lebendig zu beschreiben. Ich mag es richtig in die südfranzösische Lebensart einzutauchen oder wie im aktuellen Band über den Wochenmarkt gedanklich zu schlendern. Die Charaktere sind für mich durchweg glaubwürdig und auch sympathisch, besonders natürlich Leon Ritter, dessen Lebensgefährtin Isabelle und deren Tochter Lilou. Deren Privatleben wird auch im aktuellen Band weiterentwickelt und durch ein dramatisches Ereignis fesselnd erzählt.

Nicht zuletzt geht es auch im neuesten Kriminalfall dramatisch und hochspannend zu. Ich habe mich insgesamt keine Seite lang gelangweilt. Sprache und Schreibstil des Autors sind sehr angenehm und flüssig bzw. anschaulich zu lesen. Der Autor schafft es meiner Meinung nach sehr gut, dass ich von der sehr gut konstruierten und recherchierten Geschichte gefesselt werde. Durch verschiedene erzählerische Perspektivwechsel entsteht ein durchweg hohes Tempo. Die Geschichte allein wird durch ihre teilweise schon schaurigen Beschreibungen der Opfer und deren Lage dramatisch dargestellt. Man spürt den Druck, der auf den Ermittlungen lastet. Natürlich driftet der Autor nicht in spektakulär blutige Umschreibungen ab. Dennoch empfand ich den Hintergrund und das Tatmotiv insgesamt als etwas düsterer als bei den Vorgängergeschichten. Die Auflösung fand ich wieder gut gelöst und überraschend. Wenn ich auch zugeben muss, dass ich mittlerweile schon fast immer richtig mit meinem Tipp liege, was den Täter angeht. Also mein Eindruck ist hier schon, dass das Strickmuster vom Autor immer ähnlich ist. Das ist aber mein persönlicher Eindruck. Insgesamt ist das eine wirklich hervorragende und unterhaltsame Kriminalgeschichte.

Mein Fazit: Insgesamt wieder eine sehr gelungene, überzeugende Kriminalgeschichte, die durch ihre atmosphärischen Schilderungen und nicht zuletzt durch den gewohnten südfranzösischen Lokalkolorit punkten kann.